Die mexikanische Riviera Maya gilt mit ihren erstklassigen Kursen als Golfers Heaven. Gott sei Dank gibt es neben den zahlreichen All-inclusive-Unterkünften auch Stil und Klasse in feinen Grandhotels, aber auch zeitgeistige High-End-Retreats für Body & Soul.
FOTOS: PJKOENIG GOLF PHOTOGRAPHY, BEIGESTELLT.
Vaya con Dios – „Fahr mit Gott“ – steht auf dem Amulett, das vom Rückspiegel von Pedros Limousine baumelt. Aus dem Radio dröhnt klischeehaft ein altes Mariachi-Lied, und wir cruisen nach einem Zwölf-Stunden-Flug unserem ersten Quartier in Cancún entgegen. Die Stadt an der Küste der Halbinsel Yucatán, die einst am Reißbrett entworfen wurde, teilt sich in Festland und eine vibrierende Hotelzone mit zahlreichen All-in-Bettenburgen auf einer Halbinsel, die wie eine Sieben geformt und so schmal ist, dass man Wasser von beiden Seiten sehen kann: auf der einen Seite Lagunen, auf der anderen das Karibische Meer.
Ausnahmezustand
Dort liegt auch das Grand Hotel Cancún, das seit kurzem von der ältesten europäischen Luxushotelgruppe Kempinski übernommen wurde. Mit 79 Hotels gehört Kempinski zur Klasse der kleinen Betreiber von Edelhotels, und das verheißt oldschool Service anstatt eines nervigen Animationsprogramms. Fast staunend betreten wir das Grand Hotel, das sich als eines der wenigen „echten“ Fünfsternehotels am „Miami Beach von Mexiko“ in absoluter Bestlage präsentiert und sich zwischen den Urlaubsfabriken fast wie ein Schloss ausmacht.
Bienvenidos! Wir werden erwartet. Ein smarter Beau, der neue Generalmanager persönlich, lässt uns von einer Service-Escorte in unsere Unterkunft bringen. Auch dort herrscht durch die sanften Sandtöne, die in Kombination mit den hellen, glatten Holzmöbeln dem Raum Helligkeit und Wärme verleihen, elegantes Understatement. Netter Nebeneffekt: Alle Zimmer haben Meerblick und Balkon oder Terrasse. Denn die Aussicht hier kann einfach alles: vor uns unzählige Kilometer weißer Sandstrand, Palmen, völlig intakt, und türkisblaues Wasser, das, wie sich herausstellt, das schönste der gesamten Küste ist und gerade arge Wellen macht.
Klassisch und folklorefrei gestaltet sind auch der Spa, wo der Gast mit heilsamen Ingredienzen wie Melipona-Honig, Tepezcohuite-Rinden, Weihrauch, Kakao- und Kaffeepulver in Reminiszenz an die alte Maya-Kultur, therapiert wird, und sämtliche Gourmetrestaurants. Schnell wird es hier dunkel, und bei unserem ersten Dinner mit Logenplatz auf der Terrasse des Restaurants Casitas wiegen sich die Palmen in der Abendbrise.
Die Wellen schlagen mittlerweile nur sanft gegen den Strand, wo Pelikane über der Szenerie schweben und der Maître eisgekühlte Margaritas bringt. Flink wie Speedy Gonzales. Am fackelbeleuchteten Strand unterhalb kreischen Honeymooner aus Dallas bei ihrem Candle-Light-Dinner in einer Casita „How amazing“ und „Oh my God“ in typisch amerikanischer Naivität. Und so neigt sich der erste Urlaubstag in Mexiko langsam dem Ende zu.
Deep green Masterpieces
Und weil hier an der Küste schon im 15. Jahrhundert die Mayas ein Spiel mit Stock und Kautschukball betrieben haben, das sie „Pelota“ nannten, hat hier Golf eine lange Tradition. Heute lassen zahlreiche Top-Platzdesigner hier Golferträume wahr werden. Daher geht’s am nächsten Tag gleich zum Iberostar Cancún Golf Club, der nur sechs Minuten entfernt zwischen der Karibik und der geheimnisvollen Nichupté-Lagune liegt. Der Platz ist in einem hervorragenden Zustand, hat aber extrem schnelle und schwierige Grüns. Jedes Loch ist anders, daher wird’s nicht langweilig. Isao Aoki konzipierte den weltweit renommierten Turnier-Golfplatz auf mehr als 60 Hektar subtropischer Mangrovenlandschaft mit perfekt gepflegten Sandbänken, weiten Fairways und salzresistenten Seals. Hätte es hier nicht schon einige unschöne Krokodilattacken gegeben, die ein bisschen Mulmigkeit aufkommen lassen, würden wir bei unserem fließenden Spiel vor Freude johlen.
In den letzten Jahrzehnten sind aber im gesamten Raum um Cancún und die Riviera Maya etwa 20 bildschöne und dem- entsprechend hochpreisige Meisterwerke entstanden, die man bei einer Durchschnittstemperatur von 27° C nahezu das gesamte Jahre hindurch bespielen kann. Die beste Zeit ist jedoch von Ende November bis Februar. Dann ist die Luft trockener und mutiert zu einem echten Seelenschmeichler. Auch im El Camaleón Mayakoba vom „großen weißen Hai“ Greg Norman kommen wir ins Schwärmen. Nicht nur wegen des Designs aus Lagunen, Felshöhlen und Bunkerlandschaften, sondern auch wegen des besonderen Naturschutzprogramms, das ihm einige Auszeichnungen einbrachte. Und schließlich, weil die amerikanische PGA Tour bzw. die LIV Tour seit 2007 dort haltmachen – mit den besten Spielern der Welt.
Zwischen Cenoten & Maya-Dschungel
Ein weiterer Partner der PGA of America ist der Golf Club Riviera Maya, der einzige in Tulum, das weiter unten im Süden liegt. Vor ein paar Jahren ging’s noch die 80 km lange Riviera Maya entlang holprig über Stock und Stein, heute verbindet ein dreispuriger Highway Cancún mit Tulum, und ein eigener internationaler Flughafen soll alsbald eröffnet werden. Dort thront auch das berühmte Wahrzeichen Tulums, das letzte von den Maya erbaute Stadtfragment über einem perlenweißen Strand (bitte nur frühmorgens besuchen!).
Aber auch Cenoten, jene sagenhaften Höhlensysteme, die mit Süßwasser gefüllt sind, locken. Das Wasser ist hier unfassbar klar, ganz bis zum Grund. Für die Mayas waren diese Tümpel heilige Orte, und einige von ihnen befinden sich sogar direkt im 90 Hektar großen PGA Riviera Maya Golf Club, der eingebettet in einem Mix aus wildem Dschungel, Felsen und schönen natürlichen Seen liegt. Die Runde auf einem der besten Golfplätze der gesamten Karibik zu spielen und einen Cenote direkt am Grün vom 6er-Loch – das bleibt unvergesslich. Auch das Loch 14 ist ein großartiges Par 5, und das 15, das Signature-Loch, ein 245-Yard-Par-3 über viiiiiiel Wasser, hat angeblich selbst Profispieler Bernhard Langer einiges abgefordert.
Fazit: Der Zustand dieses Robert-Trent-Jones-II-5-Sterne-Kurses ist makellos, ich meine perfekt. Nur die Greens sind etwas langsam, und die Greenfee liegt wie alle anderen Plätze hier um Cancún im oberen Niveau. Ist aber jeden Dollar wert. Ein kleiner Tipp: Buchen Sie die günstigere Twilight Fee und starten Sie spätestens gegen 14.30 Uhr, weil es hier recht schnell finster wird.
Paradies für Edel-Ökos
Dass die Uhren in Tulum ein wenig anders ticken, verstehen wir dann auch, als uns die Schilder „Here begins Paradise“ bei der Einfahrt in die Hotelzone entlang des Meeres willkommen heißen. Ein paar Kokospalmenhütten weiter wartet die nächste Nachricht: „Who is brave is free“. Nun, Tulum erinnert tatsächlich ein wenig an Ibizas frühe Jahre: Sand, so weiß wie Kokain, und Palmen höher als Häuser. Statt großer Hotelkomplexe schmiegen sich kleine hippe Pensionen mit Soulfood ins Buschwerk, und anstelle von Karaoke hört man ein „Omm“ im feinen Karibiksand.
Gut aussehende Menschen fahren barfuß auf Motorrädern oder radeln mit bunt bemalten Sombreros behütet durch die Gegend. Alles mit einem Twist Esoterik. Aber das Gypset-Gefühl hat leider auch hier ein Preisniveau, das sich auf amerikanischem Level bewegt. Dafür ist der Hippie-Happy-Lifestyle instaworthy. Wo einst die Mayas lebten, suchen heute jedenfalls Sinnsucher und Hipsters aus aller Welt nach Genuss, Spiritualität und nachhaltiger Entspannung. Die „New York Times“ meinte sogar, dass Tulum so beliebt bei der Modeszene sei, dass es im Winter hier fast wie auf der US Fashion Week zugehe.
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