Schwingen wie Hulk: Coaching mit Robin Horvath

Wer kennt das nicht: Im hohen Bogen segelt der Abschlag mit einem Slice in die Walachei. Damit soll jetzt endlich Schluss sein. Über den Versuch, mit dem Online-Training von Robin Horvath das eigene Driven zu verbessern. 


Schon mal etwas vom Hungarian Hulk gehört? Nein? Okay, here we go: Robin Horvath ist Golf- und Fitnesstrainer, aber vor allem als Hungarian Hulk bekannt. Denn der Long Drive-Professional hält mit 405 Metern den europäischen Rekord für den längsten gemessenen Drive. Dabei ist der Schwabe, der mittlerweile in der Nähe von Ingolstadt lebt, optisch kein Martin Borgmeier oder Bryson DeChambeau in seinen besten XXL-Zeiten. Stattdessen bringt Robin bei einer Körpergröße von 1,85 Meter schlanke 79 Kilogramm auf die Waage. Es kann also nicht (nur) an der schieren Kraft liegen. Eine besonders gute Technik scheint den Ausschlag zu geben.

Spannend dabei: Der Hungarian Hulk verdient mittlerweile mit dem Teaching seiner Long-Drive-Talente sein Geld. Also mache ich die Probe aufs Exempel. Ich melde mich für ein Online-Training bei ihm an, um sein Wissen anzuzapfen. Unter drivecoach.de betreibt der 33-Jährige eine Plattform, über die man zum besseren Spieler aus der Tee-Box wird. Behauptet er zumindest. „Endlich weiter und präziser driven“ steht auf seiner Webseite – und damit wirbt er auch. 

Zum Start erhält man Zugang zum Mitgliederbereich, einer Webseite mit Login, in der man zahlreiche Videos ansehen kann. Dabei sind die Videos in einer Modulübersicht nach aktuell acht Kategorien gefiltert und jeweils wenige Minuten lang. Pro Kapitel benötigt man meist nicht mehr als 20 bis 30 Minuten. Zudem gibt es noch aufgezeichnete Webinare, die theoretischer und deutlich tiefer in die Themen reingehen. Hier muss man sich eher 90 bis 120 Minuten pro Mitschnitt Zeit nehmen. 

Unser individuelles Coaching startete dann mit einer Bestandsaufnahme meines aktuellen Schwungs mit dem Driver. Ich habe in Slow-Motion jeweils ein Video von hinten und der Seite von mir mit meinem iPhone aufgenommen, das Video schnell auf dem Smartphone geschnitten und an Robin per Whatsapp geschickt. Im Anschluss haben wir in einem etwa 15 minütigen Zoom-Call ein paar Basics besprochen. Natürlich beschreibt man dabei sein Spiel, ordnet es in das Handicap (4 bei mir) ein und schildert die Drive-Tendenzen. Danach hat Robin meinen Schwung auseinandergenommen, erste Tipps  gegeben und erklärt, wo meine Probleme liegen. Das Kommunikationsformat ist einfach gehalten: Per Whatsapp schickt man ein Video von vorne und von der Seite sowie, wenn man möchte, etwas Text. Robin antwortet innerhalb eines Tages mit einem Video, in dem er die Fortschritte einordnet und weitere Verbesserungen anspricht sowie ein oder zwei hilfreiche Übungen dazu vorführt. 

Drive-Coach Robin Horvath erklärt, worauf es beim Driven wirklich ankommt

Möglichst einfach: Kommuniziert wird per Smartphone-Video

Mein Problem ist, dass ich seit ewigen Zeiten etwas seitlich „schiebe“, was sich an schwachen Tagen noch verstärkt und zum Slice führt. Dadurch verliere ich an Spannung im Schwung, was auch meinem unteren Rücken nicht wirklich gut tut. Auslöser sind in erster Linie meine Beine, die in der Schwungbewegung nicht konstant genug im Boden verankert sind. Nach zwei Driving-Range-Sessions und zwei Video-Feedback-Schleifen mit Robin habe ich meinen Schwung schon ganz gut verbessert. Das haben wir erreicht: 

  • Beim Ausholen ist das rechte Bein besser im Boden verankert. Es hat mir geholfen, das rechte Knie beim Ansprechen nach innen zu drehen (also in Richtung der Vorwärtsbewegung), bis eine deutliche Spannung im Oberschenkel entsteht. Vorher war ich eher sehr locker und habe mich wenig auf die Beine konzentriert, außer dass ich leicht in die Knie gegangen bin. 
  • Im Durchschwung lerne ich, das linke Knie in einer Bewegung zu strecken, statt es immer leicht gebeugt zu lassen. Das gelingt mir immer besser, indem ich halbe Schwünge mache und den rechten Fuß etwa einen halben Meter nach hinten versetze. Das hilft mir, in der Endposition mit gestrecktem Knie nach vorne zu schauen. 

Nach einigen Stunden auf der Driving Range und insgesamt drei Runden ist mein Fazit gemischt. Ich weiß jetzt ziemlich genau, woran es liegt, wenn ich einen schlechten Drive spiele. Aber das linke Knie beim Durchschwung in die Streckung zu bringen, ist leider nicht so einfach, wie es aussieht. Man muss dranbleiben und immer wieder Wiederholungen einbauen, um den Ablauf wirklich zu automatisieren. Dabei hilft es mir sehr, dass ich immer wieder kleine Tipps von Robin bekomme, um das Bewegungsmuster weiter zu verfeinern. 

Individuelle Übungen von Robin Horvath helfen

Die Übungen, die Robin mir gibt, sind sehr hilfreich. Gemeinsam finden wir heraus, welche wirklich funktionieren. Bei mir ist es diese: Wenn ich den rechten Fuß nach hinten setze und einen Dreiviertel-Schwung mache, bekomme ich schnell richtig gute Ballkontakte. Mit dem klassischen Setup fällt mir das schwerer und hängt oft von der Tagesform und der Flexibilität im Körper ab. Was mir am Coaching von Robin sehr gut gefällt: Es ist nicht zu komplex. Denn das kann beim Golfschwung schnell zum Problem werden. Der Körper kann selten mehr als ein Bewegungsmuster umsetzen – und selbst das braucht unzählige Wiederholungen, bis es zur Routine wird. Deshalb ist es wichtig, einzelne Schritte zum Ziel zu meistern und nicht zu versuchen, alles auf einmal zu erreichen. 

Nach rund sechs Wochen, in denen ich mich etwa zweimal pro Woche mit dem für mich neuen Bewegungsablauf auseinandergesetzt habe, kam das große Erfolgserlebnis. Bei einer Abendrunde in Clovelly lag ich nach zwölf gespielten Löchern bei 3 unter Par. Die Drives flogen lang, gerade und mit einer durchdringenden, ansteigenden Flugkurve. Und auch meine anderen Schläge mit den Eisen profitierten von flüssigeren Drehungen und der Streckung des linken Knies im Durchschwung. Wenn Golf nur immer so einfach wäre!

War es natürlich nicht. Schon beim nächsten Versuch eine Woche später war von lang und gerade nicht mehr viel zu sehen. Das alte Muster, das ich seit rund 30 Jahren in meinem Körper habe, hatte sich wieder stärker manifestiert. Am Ende wird klar: Nur viele Wiederholungen helfen, den Körper an das neue Bewegungsmuster zu gewöhnen. „Je länger man Golf spielt, desto schwieriger ist es, die Bewegung umzustellen“, erklärt Robin im Chat und ergänzt allgemein: „Trotzdem ist es mein Ziel, es mit jedem Schüler in drei Monaten zu schaffen. Ich verändere nur das, was verändert werden kann. Wenn es zu schwierig ist, wird die Bewegung angepasst“. 

Robin Horvath arbeitet auch mit Launchmonitor-Daten

Info: Drive Coach Robin Horvath

Der Preis ist abhängig von der Dauer des Training. Das Coaching ist aber eher teuer und ist vergleichbar mit den Kosten einer Golfreise. Robin Horvath verwendet gerne folgendes Beispiel: „Statt einer Woche auf Mallorca machst du drei Monate ein intensives Coaching mit mir.“ Einen etwa einstündigen Analysetermin inklusive Zusammenfassung per Video kann man für 150 Euro buchen.

Weitere Infos und Anmeldung unter drive-coach.de

Timo Schlitz
Timo Schlitzhttps://www.pitchmarke.com/
Timo Schlitz, echter Münchner, aber auch gerne unterwegs, hat in der Jugend mit Golf begonnen. Das Schreiben kam später dazu. Unter anderem für die SZ, das Golf Journal, Golf.de und Perfect Eagle. Mittlerweile hat er zwei Trainingsbücher in der Reihe Mein Golf Training veröffentlicht und seinen eigenen Verlag gegründet. Zudem versucht er weiterhin erfolglos, endlich besser auf Links-Plätzen zu spielen.

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