Alle Dramen und Triumphe: Die Profi-Golf-Highlights der Woche, kompakt zusammengefasst von Daniel Dillenburg.
PGA Tour: Cognizant Classic
Es fehlte nicht viel und Joe Highsmith hätte mal wieder ein freies Wochenende gehabt. Der US-Amerikaner war mit drei verpassten Cuts bei seinen vergangenen fünf Starts zur Cognizant Classic nach Palm Beach Gardens, Florida, gereist. Sein letzter Putt in Runde zwei zum Par musste sitzen, sonst hätte er seine Sachen packen und sich in Richtung Puerto Rico aufmachen können, zum ersten Alternativ-Event der PGA Tour in dieser Saison. Stattdessen lochte Highsmith den Putt, unterschrieb zwei 64er Runden am Wochenende und freute sich über seinen ersten Titelgewinn auf der PGA Tour. Ein unglaubliches Comeback.
Nach der „besten Putt-Leistung“ seiner Karriere am Samstag ging Highsmith, der sein zweites Jahr auf der Tour spielt, mit vier Schlägen Rückstand in den Finaltag im PGA National. Dort spielte er dann, wie er anschließend selbst sagte, die beste Runde seines Lebens und freute sich über seinen großen Durchbruch in der Weltspitze. Der 24-jährige Highsmith aus Washington löste dank des Erfolgs ein Ticket für das anstehende Masters in Augusta sowie die PGA Championship. Außerdem hat er die Tourkarte bis einschließlich 2027 sicher.
„Das war das Letzte, was ich zu Beginn des Tages erwartet hatte: einen Sieg.“
Joe Highsmith
Den Cut gerade so auf der Linie zu schaffen und anschließend noch ein PGA-Tour-Event zu gewinnen, kommt nicht häufig vor. Der letzte Spieler, dem dies vor Highsmith gelang, war Brandt Snedeker bei der Farmers Insurance Open 2016. Den entscheidenden Putt lochte der Mann mit Aussie-Hut auf Loch 17 aus 6,5 Metern zum Birdie, um das Siegerergebnis von 19 unter Par zu erreichen. Dank dieses Erfolgs geht es für Highsmith nun nicht zum Alternativ-Event nach Puerto Rico, sondern zu seinem ersten Siganture Event nach Orlando. Hier trifft er beim Arnold Palmer Invitational erstmals auf die allerbesten Spieler der Welt. Ein Szenario, an das er nach zwei Runden der Cognizant Classic sicherlich nicht gedacht haben dürfte.
Die beste Runde des Woche gehörte aber nicht dem Champion, sondern Jake Knapp. Dem 30-jährigen Kalifornier, Gewinner der Mexico Open 2024, gelang in Runde eins eine 59 (-12). Er war erst der 14. Spieler in der Geschichte der PGA Tour, der eine Runde unter 60 Schlägen ins Clubhaus brachte. Weiterhin unangetastet bleibt der Rundenrekord von Jim Furyk, der bei der Travelers Championship 2016 eine 58 unterschrieb. Furyk ist bis heute der einzige Spieler, der schon zwei U-60-Runden in seiner PGA-Tour-Bilanz stehen hat.
Die Szene des Turniers ging an Billy Horschel, der in Runde eins einen Alligator vorbildlich des Platzes verwies. Dabei griff er zum Wedge und behielt als gebürtiger Floridianer, der mit dem Reptil schon häufiger Berührungspunkte hatte, die Ruhe. Der Tierrechtsorganisation PETA gefiel die Aktion des mehrmaligen PGA-Tour-Champions sogar so gut, dass sie ihn in einem öffentlichen Statement für seine „sanfte“ Art, den Alligator zu verscheuchen, lobte. „PETA fordert jeden dazu auf, in seine Fußstapfen zu treten und Wildtiere stets mit Respekt zu behandeln.“
Die besten deutschsprachigen Spieler im Feld:
T11 Sepp Straka (AUT)
T18 Matti Schmid (GER)
CUT: Thomas Rosenmüller (GER) & Jeremy Paul (GER)
LPGA Tour: HSBC Women’s World Championship
LPGA-Tour-Sieg Nummer 23 stand bei Lydia Ko vergangenes Wochenende auf dem Programm. Die Neuseeländerin, bei der aktuell gefühlt alles zu Gold wird, was sie anfasst, spazierte bei der Women’s World Championship in Singapur souverän zum Sieg und hatte am Ende vier Schläge Vorsprung auf Ayaka Furue (JAP) und Jeeno Thitikul (THA). „Ich habe letzte Nacht geträumt, dass ich gewonnen habe, aber dann bin ich aufgewacht und dachte, verdammt, es ist noch nicht real“, sagte Ko (-13), die im Finale eine solide 69 (-3) ins Clubhaus des Sentosa Golf Clubs gebracht hatte. „Aber ich wollte mich einfach auf mein Spiel konzentrieren.“
Dass die seit 2014 auf der LPGA Tour spielende 27-Jährige in entscheidenden Momenten die Konzentration halten kann, zeigte sie schon etliche Male in ihrer unglaublichen Karriere. Erst im vergangenen Jahr gewann sie die olympische Goldmedaille in Paris, verdiente sich damit ihren Platz in der Hall of Fame und holte zwei weitere Titel auf der LPGA Tour. Einen davon bei der Women’s Open in St. Andrews. Ko ist mit ihrem jüngsten Erfolg bei „Asiens Major“ in Singapur außerdem auf Platz zwei der ewigen LPGA-Geldrangliste vorgerückt. Nur noch die Schwedin Annika Sörenstam liegt hier vor der Neuseeländerin.
Ebenfalls bemerkenswert in Form ist die Zweitplatzierte Thitikul, die bei der Women’s World Championship ihre neunte Top-Ten-Platzierung auf der LPGA Tour in Folge feierte. Bei dieser Zählung sind ihr zweiter Platz beim Grant Thornton Invitational sowie ihr Sieg auf der Ladies European Tour nicht mal berücksichtigt. Die längste Top-Ten-Serie auf der LPGA Tour liegt übrigens bei 16 – aufgestellt von Beth Daniel (1980) sowie Karrie Webb (1998-99).
Die besten deutschsprachigen Spielerinnen im Feld:
T41 Albane Valenzuela (SUI) & Caroline Masson (GER)
T52 Esther Henseleit (GER) & Sophia Popov (GER)
DP World Tour: South African Open Championship
Trotz sehr viel Regens im Durban CC konnte am Ende ein Spieler strahlen wie ein Sonnenschein: Denn der Südafrikaner Dylan Naidoo setzte sich bei der auf 54 Löcher verkürzten South African Open Championship im Playoff gegen den Engländer Laurie Canter durch und feierte damit seinen ersten Triumph auf der DP World Tour. „Dies ist ein besonderer Moment für mich, ein besonderer Moment für alle hier in Durban – es ist überwältigend“, so der strahlende Sieger, der im Turnierverlauf teilweise so viele Zuschauer mit sich zog, dass er sich zwischenzeitlich wie Tiger Woods fühlte.
„Ich kann mich gar nicht genug bei allen bedanken, die gestern und heute gekommen sind. Ich bin sprachlos.“ Dem 27-jährigen Naidoo reichte am Sonntag ein Birdie, um den Titel zu sichern. Die Finalrunde musste aufgrund eines teils überfluteten Platzes abgesagt werden, doch da mit Naidoo und Canter zwei Spieler in geteilter Führung lagen, richteten die Greenkeeper zumindest die 18. Spielbahn für ein faires Playoff her. Direkt beim ersten Durchlauf gelang Naidoo das Birdie, womit er sich seinen Traum erfüllte: Er qualifizierte sich mit dem Sieg für die Open Championship in Royal Portrush.
Canter übernahm mit dem zweiten Platz die Führung im Race to Dubai.
Die besten deutschsprachigen Spieler im Feld:
T46 Joel Girrbach (SUI) & Marcel Siem (GER)
T65 Maximilian Steinlechner (AUT)
67. Freddy Schott (GER)
CUT: Matthias Schwab (AUT)
Pro Golf Tour: Lykia Links Open
Auf der Pro Golf Tour fanden die ersten beiden Turniere der neuen Saison statt und beide endeten mit einem deutschen Sieg. Die Golf Mad Open wurde von Michael Hirmer gewonnen, während die Lykia Links Open in einem rein deutschen Playoff entschieden wurde. Der 20-jährige Carl Siemens ging ins direkte Duell mit Teamkollege Philipp Katich. Beide spielen für den GC St. Leon-Rot und hatten jeweils die Chance auf ihren ersten Sieg auf der Pro Golf Tour. Siemens konnte sich dank eines Birdies auf dem ersten Extra-Loch im Lykia Links Golf zum Champion küren.
Nach den ersten beiden Events in der Türkei liegen mit Hirmer, Siemens Katich und Philipp Macionga vier Deutsche auf den ersten vier Plätzen in der Order of Merit. Die Top 5 am Ende der Saison steigen auf die HotelPlanner Tour auf.

Australasian Tour: New Zealand Open
Aufgrund der besonderen Geschehnisse in Neuseeland lohnt sich diese Woche auch mal ein Blick auf die Australasian Tour. Denn hier konnte mit Ryan Peake ein ehemaliges Motorrad-Gang-Mitglied seinen ersten Profi-Titel gewinnen. Der Australier – früher unter anderem Teamkollege von Open-Champion Cam Smith – triumphierte bei der New Zealand Open und qualifizierte sich damit für die Open in Royal Portrush. Dabei wurde der 31-Jährige vor zehn Jahren zu fünf Jahren Haft verurteilt. Peake wurde damals wegen schwerer Körperverletzung weggesperrt, nahm sich während seiner Zeit im Gefängnis aber vor, im Anschluss an seine Haftstrafe wieder zu den Schlägern zu greifen – eine weise Entscheidung.
„Ja, ich bin im Moment ziemlich sprachlos, der Sieg ist lebensverändernd“, sagte Peake nach seinem bislang größten sportlichen Erfolg. „Das ist eine tolle Geschichte, ein toller Moment.“ Als Rookie auf der Australasian Tour unterwegs, hatte Peake Schwierigkeiten, überhaupt nach Neuseeland einzureisen. Aufgrund seiner kriminellen Vergangenheit wurde ihm nämlich ein normales Visum verwehrt. Mit etwas Verzögerung erhielt er dann aber doch die entsprechenden Papiere und schaffte es rechtzeitig ins Millbrook Resort bei Queensland. Es wäre ihm zu raten, dass er sich rechtzeitig um seine Einreisegenehmigung nach Nordirland kümmert. Dort findet nämlich vom 17. bis 20. Juli die Open Championship statt.
Weitere Turniere mit deutschsprachiger Beteiligung:
Epson Tour: Central Florida Championship
T14 Aline Krauter (GER)
T28 Sophie Hausmann (GER)
T55 Isi Gabsa (GER)