WAS IST EIN MAJOR-SIEG WERT?

Vier Majors werden bei den Herren pro Jahr ausgetragen. Sie stehen im Fokus – bei Spielern, Fans, Medien und Sponsoren. Wir versuchen zu ergründen, was ein Sieg bei einem der vier ganz großen Events im Golf wirklich bedeutet.

Masters, PGA Championship, US Open, Open Championship (auch: British Open): Die vier Majors sind die Turniere, nach denen eine ganz große Karriere im Golf bewertet wird. Es ist nicht nur das Preisgeld (Hideki Matsuyama kassierte 2,07 Millionen US-Dollar für den Masters-Titel, Phil Mickelson erhielt 2,16 Mio. Dollar bei der PGA Championship), sondern es sind vor allem die Einnahmen aus einer besseren Vermarktung, die mit dem Status eines Major-Champions einhergehen. Mehr TV, mehr Presse, mehr Interviews, mehr Bilder – und sogar die amerikanischen TV-Unterhaltungsshows laden plötzlich ein. Das alles erhöht den Marktwert um ein Vielfaches. 

Eine Sonderrolle nimmt in diesem Jahr sicherlich Hideki Matsuyama ein. Der 29-Jährige ist der erste Japaner, dem es gelang, einen Major-Titel zu gewinnen. Und dann auch noch auf den perfekt getrimmten Fairways im berühmten Augusta National, dem dank der brillanten TV-Übertragungen wahrscheinlich bekanntesten Platz der Welt. Es scheint das Major mit dem größten Impact zu sein. Andrew Witlieb, der Jim Furyk betreut (2003 Sieger der US Open), sieht das definitiv so: „Das „Masters ist die Nummer eins, wenn es um die Lukrativität geht. Die ganze Welt schaut zu.“

20 Millionen pro Jahr mit Werbung?

Sport-Marketing-Fachmann Bob Dorfman kommentierte den Erfolg Matsuyamas beim 85. Masters euphorisch: „Ich sage, dass der Masters-Sieg locker 600 Millionen wert ist.“ Ausnehmen müsse man nur eine „karrierebeendende Verletzung oder einen Skandal“. Laut seiner Rechnung könnte Matsuyama rund 20 Millionen Dollar pro Jahr zusätzlich mit „Endorsement-Deals“ verdienen – und das über die nächsten 30 Jahre. „Er wird eine Ikone in diesem golfverrückten Land sein.“ Dazu muss man wissen, dass Japan hinter den USA das Land mit den zweitmeisten Golfplätzen ist. Außerdem sind die Japaner nicht nur golfverrückt, sondern auch ungemein stolz auf ihr Land. Die halbe Nation sah im TV oder Internet zu, als ihr Nationalheld gegen 8 Uhr japanischer Zeit am Montagmorgen den letzten Putt auf dem 18. Grün verwandelte. Premierminister Yoshihide Suga gratulierte umgehend. 

Spieth: Sponsoring-Einnahmen mehr als verdoppelt

Interessant sind auch die Zahlen, die über Jordan Spieth zu hören sind. In der Saison 2014 verdiente der junge Amerikaner aus Texas rund sechs Millionen dank Sponsoring. Mit einem Sieg auf der US Tour und der Berufung ins Ryder-Cup-Team war er bereits steil auf dem Weg nach oben. Doch die kommende Saison änderte alles, katapultierte ihn in andere Sphären: Spieth gewann als zweitjüngster Spieler nach Tiger Woods erst das Masters und dann auch noch die US Open in Chambers Bay. Coca-Cola, AT&T, Rolex, Perfect Sense und NetJets griffen tief in die Tasche, um mit dem jungen Golfpro, der auch noch so auf dem Boden geblieben wirkte, zu werben. Alleine seine Antrittsprämien für Turniere außerhalb der USA sollen von 400.000 Dollar auf zwei Millionen hochgeschossen sein. Forbes listete Spieth nach der Saison 2015 mit mehr als 50 Millionen Dollar Gesamteinnahmen auf. 32 Millionen kamen dabei aus Erlösen abseits von Preisgeldern. Nicht schlecht für einen 22-Jährigen, der erst vier Jahre in seiner Profikarriere bestritten hatte. 

Golf Digest wiederum berichtete, dass ein Spieleragent, der anonym bleiben wollte, von „jährlichen Zusatzerlösen in Höhe von drei bis fünf Millionen Dollar“ sprach. Das war allerdings bezogen auf Adam Scott (Masters) und Justin Rose (US Open) im Jahr 2013. Es scheint, dass sich auch diese nicht unbeachtlichen Summen nochmals erhöht haben.

Top 5: Die meisten Major-Siege

  • Jack Nicklaus (1962 bis 1986): 18
  • Tiger Woods (1997 bis 2019): 15
  • Walter Hagen (1914 bis 1929): 11
  • Ben Hogan (1946 bis 1953): 9
  • Gary Player (1959 bis 1978): 9
  • Bernhard Langer (1985 bis 1993): 2
  • Martin Kaymer (2010 bis 2014): 2

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Timo Schlitz
Timo Schlitzhttps://www.pitchmarke.com/
Timo Schlitz, echter Münchner, aber auch gerne unterwegs, hat in der Jugend mit Golf begonnen. Das Schreiben kam später dazu. Unter anderem für die SZ, das Golf Journal, Golf.de und Perfect Eagle. Mittlerweile hat er zwei Trainingsbücher in der Reihe Mein Golf Training veröffentlicht und seinen eigenen Verlag gegründet. Zudem versucht er weiterhin erfolglos, endlich besser auf Links-Plätzen zu spielen.

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