Sepp Straka ist two-in-one. Auf der einen Seite ein echter Wiener mit Schmäh und auf der anderen Seite ein cooler American Dude. Und es kann gut sein, dass er beim Ryder Cup dieses Jahr auch noch die europäische Flagge hochhalten wird. Auf der PGA Tour ist er stark präsent und lässt die österreichischen Farben auf den Leaderboards so wundervoll herausstechen – und macht uns damit natürlich mächtig stolz. Zum ersten Mal spielte er beim Hero Cup in Abu Dhabi und dem Desert Open in Dubai. Perfect Eagle traf ihn in der Wüste und war neugierig, was der österreichische Golfbotschafter dieses Jahr so alles vorhat.
Interview von Tom May
Lieber Sepp, du bist das erste Mal bei der Hero Dubai Desert Classic am Start. Wie gefällt es dir, hier in der Wüste Golf zu spielen?
Sepp Straka: Die letzten zwei Wochen war ich zum ersten Mal in Abu Dhabi und jetzt in Dubai. Die Stadt ist ein Wahnsinn. Riesengroß und alles neu. Und der Golfplatz hier im Emirates Golf Club ist super, der taugt mir wirklich.
Wie hast du zuvor die Winterpause verbracht?
Ich war in Österreich zwei Wochen. Ich habe nicht trainiert und keinen Schläger angegriffen. Nach den paar Tagen zu Hause ging es dann weiter nach Hawaii. Es war also nur eine kurze Pause dieses Jahr.
Nach deinem überragenden Jahr stehst du aktuell auf Platz 27 der Weltrangliste. Welche Ziele hast du für das aktuelle Golfjahr?
Ein großes Ziel in diesem Golfjahr ist natür lich der Ryder Cup, aber das kann man nicht erzwingen. Ich möchte einfach nur versuchen, mein Golfspiel zu verbessern und in so vielen Turnieren wie möglich in Contention zu sein.
Wie ist dein Gefühl, was den Ryder Cup betrifft?
Wie gesagt, das kann man nicht erzwingen. Ich muss einfach nur versuchen, gutes Golf zu spielen. Am Ende muss man sich entweder einen Platz erarbeiten oder einen Captain’s Pick bekommen. Dieses Jahr, glaube ich, gibt es 6 Captain’s Picks, und da muss man sich halt mit gutem Golf hineinspielen.
Wie waren die Vibrations beim Hero Cup 2023? Konnte man schon etwas spüren?
Ein bisserl was schon. Ich kann mir vorstellen, dass der Ryder Cup dann natürlich schon noch viel größer ist. Das Environment war super, und beide Teams wollten wirklich gewinnen. Es machte großen Spaß und war ein gutes Warmup.
Welche Erkenntnisse hast du aus dem Turnier gezogen?
Ich habe viele Freundschaften geschlossen. Einige Spieler kannte ich nicht, weil ich bisher nur auf der PGA Tour gespielt habe. Die waren dann wirklich nett, und wir hatten eine gute Zeit miteinander.
Und wie waren die Gespräche mit Luke Donald?
Mit ihm habe ich zunächst einmal natürlich über den Hero Cup gesprochen. Er hat mir seine Telefonnummer gegeben und meinte, wenn ich irgendetwas brauche, dann sollte ich ihm Bescheid geben. Er war sehr nett und, sagen wir mal, zugänglich.
Nach Abu Dhabi ist die Hero Dubai Desert Classic dein zweites Rolex-Series-Event. Dürfen wir darauf hoffen, dich in Zukunft öfter auf der DP World Tour spielen zu sehen?
Das möchte ich schon. Es war immer das Ziel, dass ich ein bisserl Sicherheit auf der PGA Tour habe, damit ich mehr auf der DP World Tour spielen kann. Es ist schwierig, wenn man dort die Sicherheit nicht hat und Punkte aufgibt. Nachdem ich letztes Jahr die Honda Classic in Palm Beach gewinnen konnte, habe ich heuer die Tourkarte für die PGA Tour sicher. Ich spiele also nicht um die Karte und kann daher spielen, wo ich will.
Wir Fans freuen uns selbstverständlich schon auf die Majors dieses Jahres. Du bist bei jedem einzelnen startberechtigt. Bei welchem Major rechnest du dir die besten Chancen aus?
Das ist schwierig. Den PGA Championship Platz kenne ich nicht wirklich und den British Open Platz auch nicht. Ich würde sagen, vielleicht beim Masters, weil ich den Platz in Augusta schon öfter gespielt habe. Es kommt halt nur drauf an, wo mein Spiel dann ist. Wenn ich bei den British Open gut spiele, dann kann ich dort auch vorne dabei sein. Ich weiß nicht genau, muss mal schau en. Los Angeles wird schwierig sein, weil es wirklich ein langer Golfplatz ist. Da muss ich schon extrem stark sein, wenn ich dort eine Chance haben will.
Hast du ein Lieblings-Major?
Das US Masters. Es ist einfach nur ikonisch dort. Ich kann mich erinnern, dass es eines von den Turnieren war, bei denen wir als Kinder in Österreich bis 1.00, 2.00 Uhr auf bleiben und zuschauen durften. Das war damals schon immer ein Superturnier für uns.
Ein großes Ziel in diesem Golfjahr ist natürlich der Ryder Cup, aber das kann man nicht erzwingen.
Sepp Straka
Wie sieht die Vorbereitung bei Majors für dich aus? Anders als bei „gewöhnlichen“ Tour-Events?
Man will natürlich, dass das Spiel in den Wochen bei den Majors am besten ist. Ich glaube, ich habe letztes Jahr ein wenig zu viel probiert, besonders um die British Open und U.S. Open herum. Ich habe es versucht zu erzwingen, mich unter Druck gesetzt und wirklich viel trainiert. Besonders in St Andrews bei den 150. British Open. Es ist nicht gut ausgegangen. Ich glaube, dass ich dieses Jahr die Majors wie normale Turniere angehen werde und mich weniger unter Druck setzen werde.
Du schreibst mit der Teilnahme an allen Majors auch wieder österreichische Sport-Geschichte. Wie ist dein Bezug zu Österreich, und bist du nun US-Amerikaner – oder doch Österreicher?
Beides. Ich besitze beide Staatsbürgerschaften. Ich habe immer gesagt, dass ich 50% Österreicher und 50% Amerikaner bin, und ein Freund aus Wien hat mich korrigiert und gemeint, du bist 100% Österreicher und 100% Amerikaner.
Treffen da nicht entgegengesetzte Mentalitäten aufeinander?
Sie sind schon sehr unterschiedlich, und ich finde, sie ergänzen sich sehr gut. Es ist schön, ein bisserl von beidem zu haben.
Hast du unter den Spielern Freunde, mit denen du gemeinsam Zeit verbringst?
Auf jeden Fall. Auf der PGA Tour College-Freunde, mit denen ich auf dem College gespielt habe. Es gibt auch ein paar, mit denen ich in Birmingham viel spiele. Verstehen tue ich mich eigentlich aber mit allen Spielern gut.
Von welchem Spieler würdest du gerne einen Part seines Spiels haben wollen?
Da gibt es schon einige Spieler, von denen ich gerne etwas haben würde. Zunächst natürlich von Rory. Den Drive von Rory. Das Eisenspiel von Jon Rahm oder von Adam Scott vor sieben, acht Jahren. Das Chippen von Jordan Spieth. Der ist der beste Chipper, den ich kenne. Er ist wirklich wahnsinnig gut und talentiert um die Grüns herum. Putten, das ist schwer. Da kommt es jeweils darauf an, wer die jeweilige Woche heiß ist. Der Putter ist bei jedem etwas unterschiedlich. Das kommt und geht. Aber mir fällt da noch Brendon Todd ein, der puttet immer gut.
Wäre die LIV Tour für dich interessant?
Mich interessiert die LIV Tour nicht, und ich möchte dort nicht spielen. Die kleinen Teilnehmerfelder und die wenigen Turniere, das freut mich nicht.
Du hast den Business-Master in den USA gemacht. Was sind deine Pläne nach deiner aktiven Spielerkarriere?
Keine Ahnung, da habe ich noch keine Pläne. Ich würde sagen, so lange wie möglich Golf spielen. Und dann schaun wir mal.
Wann dürfen wir dich wieder in Österreich begrüßen?
Hoffentlich im September vor dem Ryder Cup, wenn ich ihn schaffe. Dann würde ich gerne mal wieder ins Schweizerhaus im Prater gehen (lacht).
Und sind die beiden DP-World-Tour-Turniere in Deutschland für dich ein Thema?
Ja, ich wollte dieses Jahr eigentlich bei den BMW Open in München spielen, aber das Turnier wird leider zum Zeitpunkt eines „Elevated Event“ in den USA stattfinden.
In Österreich wird über ein mögliches DP-World-Tour-Turnier gemunkelt. Würdest du vorbeischauen?
Ich glaube, das würde ich gerne. Es hat mich immer gefreut, in Österreich zu spielen. Wäre wirklich cool, wenn sie das zusammenbringen würden.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
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