Von großen Gesten, grandiosen Schlägen und schillernden Persönlichkeiten: Diese sieben Begegnungen im Ryder Cup waren etwas ganz Besonderes. Ein Rückblick in die Vergangenheit.
FOTOS: GETTY IMAGES
Jack Nicklaus (USA) vs. Tony Jacklin (Großbritannien & Irland)
1969 IM ROYAL BIRKDALE GOLF CLUB IN ENGLAND
Es war das entscheidende Match und es stand „all square“ am letzten Loch, als Jack Nicklaus seinem Gegner einen nicht ganz einfachen Putt aus knapp einem Meter Entfernung zum Teilen der Partie schenkte. US-Kapitän Sam Snead und die meisten amerikanischen Spieler konnten es kaum fassen. Warum schenkt Jack den Putt?
Am Ende ging der 18. Ryder Cup zwar mit 16:16 an die Amerikaner, die als Titelverteidiger (fünf in Folge) nach Birkdale gereist waren. Doch die Geste gegenüber dem amtierenden Open-Champion Tony Jacklin war eine ganz große, zumal die stets überaus selbstbewussten US-Boys den Cup unbedingt nach Punkten gewinnen wollten. Der „Golden Bear“ soll zu Jacklin hinterher gesagt haben: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du den nicht machen würdest, Tony. Aber ich wollte dir keine Chance lassen.“ Die beiden gingen Arm in Arm vom Grün.
Sportsmanship at its best!
Interessant dabei war die Vorgeschichte: Der schottische Kapitän Eric Brown hatte sein Team zu Beginn des Kontinentalvergleichs angestachelt, nicht nach Bällen zu suchen, die der Gegner ins Rough verzogen hatte. Nicklaus setzte lieber auf Respekt.
Rory McIlroy (Europa) vs. Patrick Reed (USA)
2016 IM HAZELTINE NATIONAL GOLF CLUB IN MINNESOTA, USA
Es war das Spiel, auf das alle gewartet hatten: „Rors“ gegen „Captain America“ zum Auftakt der Einzel am Sonntag! Der beste Spieler der europäischen Auswahl gegen den heißesten Spieler von Team USA. Wer setzt ein Zeichen? Wer holt den ersten von zwölf zu vergebenden Punkten am Finaltag?
Das Duo erfüllte die hohen Erwartungen, übertraf sie sogar. Birdie für McIlroy an der 3 zur Führung! Reed kontert mit dem Driver auf der 5: Er attackiert das Par 4 und lässt den Ball wenige Meter neben der Fahne landen. Eagle gewinnt gegen Birdie. Fist Bump für die US-Fans und U-S-A-Chöre erklingen. McIlroy spielt in dieser unglaublichen Phase vier Birdies in Folge, verliert aber die Führung. Zwei Protagonisten, die mit dem Publikum spielen. Reed verbeugt sich wie ein Schauspieler. McIlroy reckt die Faust und brüllt in den Himmel. Reed wedelt mit dem Zeigefinger, dass es noch nicht vorbei ist – und locht seinen eigenen Birdie-Putt zum Teilen. Rory fasst sich ans Ohr und gibt den Zuschauern zu verstehen, dass er sie nicht hören kann. All diese Gesten natürlich immer nach Birdies, die wie von Zauberhand aus allen Lagen fielen.
Es war eine der ganz großen Matchplay-Partien, die Reed am Ende knapp für sich entscheiden konnte. Am Ende gewann Reed den Punkt für die USA mit 2 auf. NBC-Reporter Dan Hicks, der den Ryder Cup seit 1993 begleitet, sagte über das Match: „Was auf den Löchern 5 bis 8 passiert ist, war das beste Golf, das ich je live gesehen habe. Bei einigen Turnieren gab es großartige Momente, aber nichts kommt an diese vier Löcher heran.“
Darren Clarke (Europa) vs. Zach Johnson (USA)
2006 IM K CLUB IN IRLAND
Darren Clarkes Frau Heather war wenige Monate zuvor an Krebs gestorben und der Nordire dementsprechend niedergeschlagen. Clarke hatte sich nicht für das Team qualifiziert und seit der Open Championship kein Turniergolf mehr bestritten. Schlecht spielte er obendrein. Doch wer konnte es ihm verübeln?
Euro-Kapitän Ian Woosnam gab dem sympathischen Pro auch deshalb eine Wildcard. Clarke ließ sich von seinen Emotionen und dem Zuspruch der Fans tragen. Selbst die Gegner fühlten mit ihm. All das trug dazu bei, dass er einen überragenden Ryder Cup spielte. Clarke gewann alle drei Begegnungen und ließ Zach Johnson im Einzel mit 3 & 2 keine Chance.
„Als Woosie den Ryder Cup Heather widmete, gab es niemanden, der keine Tränen in den Augen hatte. Heather wollte, dass ich spiele. Ich habe meinen Teil beigetragen. Ich weiß, sie wäre stolz gewesen.“ Team Europe gewann den Vergleich mit 18,5 zu 9,5 deutlich.
Hale Irwin (USA) vs. Bernhard Langer (Europa)
1991 AUF DEM OCEAN COURSE IN KIAWAH ISLAND, USA
Sieg oder Niederlage – und das alles vereint in einem Putt. Mehr Dramatik geht kaum. Genau das erlebte Bernhard Langer beim 29. Ryder Cup, der als „War on the Shore“ in die Sportgeschichte einging. Bei „all square“ gingen die beiden Kontrahenten auf das letzte Loch des Ocean Course. Hale Irwin hatte Glück, denn sein verzogener Abschlag traf einen Zuschauer und landete dadurch gut spielbar im kurzen Gras. Am Grün hatte Langer dann einen Putt aus 180 Zentimetern zum Loch- und Matchgewinn, der einen 14:14-Endstand beschert, und den Cup für das titelverteidigende Europa bedeutet hätte. Doch wir wissen alle, wie es ausging: Der Anhausener verpasste um Haaresbreite auf der rechten Seite, teilte dadurch die Begegnung und die Amerikaner lagen sich in den Armen. 14,5 zu 13,5 gewannen die Amerikaner.
Severiano Ballesteros (Europa) vs. Fuzzy Zoeller (USA)
1983 IM PGA NATIONAL GOLF CLUB IN PALM BEACH GARDENS, USA
„Der großartigste Schlag, den ich je gesehen habe“, das soll der große Jack Nicklaus gesagt haben. Die Rede ist natürlich von Seve, der ebenfalls zu den ganz Großen seiner Zunft zählte. 1983 spielte der Spanier mit 26 Jahren seinen zweiten Ryder Cup, hatte aber in diesem Jahr auch schon sein zweites Green Jacket in Augusta gewonnen und war drauf und dran, sich als fixer Ryder-Cup-Star zu etablieren. Da half es, dass Severiano Ballesteros ein Schlag gelang, der zu diesem Zeitpunkt als nahezu unmöglich galt: Aus dem Fairwaybunker der 18 schlug er den Ball mit seinem Persimmonholz 3 aus rund 245 Yards (224 Meter) auf das extrem schwer anzuspielende Grün. Der Ball flog knapp über die hohe Bunkerkante, überquerte das Wasser und landete majestätisch auf dem 18. Seve gewann das Loch und teilte das Match mit Fuzzy Zoeller. Einziger Wermutstropfen: Kein Fernsehsender zeichnete diesen legendären Schlag auf.
Phil Mickelson (USA) vs. Sergio García (Europa)
2016 IM HAZELTINE NATIONAL GC IN MINNESOTA, USA
Zahlen, bitte! Aber gerne! Phil Mickelson spielte eine 63 (-9) mit zehn Birdies bei einem Drei-Putt-Bogey. Sergio García wiederum notierte neun Birdies. Auch auf dem Schlussloch verwandelten „Lefty“ und „El Niño“ jeweils zum Birdie und brachten am Ende je einen halben Punkt nach Hause. In dieser Partie durfte es einfach keinen Gewinner geben – und so war es dann auch. Großes Golf von zwei großen Spielern! Was für ein Vergnügen.
Martin Kaymer (Europa) vs. Steve Stricker (USA)
2012 IM MEDINAH COUNTRY CLUB IN ILLINOIS, USA
Als „Miracle of Medinah“ sollte die 39. Auflage des Kontinentalvergleichs Geschichte schreiben. Zu Recht, denn was die Europäer am Finaltag ablieferten, glich tatsächlich einem Wunder. Mit einem 6:10-Rückstand gingen die Spieler um Kapitän José María Olazábal in die Einzel und gewannen plötzlich ein Match nach dem anderen. Luke Donald, Ian Poulter, Rory McIlroy, Justin Rose und Paul Lawrie punkteten von Beginn an und drehten die Partie. Doch hinten raus wurde es dann eng. Ganz eng! Sergio García und Lee Westwood steuerten weitere Punkte bei, doch die Entscheidung sollte bei Martin Kaymer fallen. Und das, obwohl der Deutsche nicht in Bestform angereist war und bis dato erst ein Match bestritten hatte (ein verlorener Vierer mit Justin Rose). Doch nun zeigte Kaymer Kampfgeist und Herz. Beim Stand von 13:13 und einer offenen Begegnung (Tiger Woods gegen Francesco Molinari) gewann der Mettmanner das 17. Loch und ging 1 auf an den 18. Abschlag. Der Rest ist Geschichte: Stricker spielt Par. Kaymer verwandelt den „wichtigsten Putt meiner bisherigen Karriere“ zum Matchgewinn und zum Ryder-Cup-Sieg. Was für eine Show!
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