Wer hat schon die Möglichkeit, eine Runde Golf mit einer lebenden Legende und dem vielleicht besten Golfspieler aller Zeiten zu spielen? Matthias Schwab wurde diese Ehre beim Genesis Invitational zuteil. Mit Martin Angerer sprach er über „seine“ Runde im Flight mit Tiger Woods.
Perfect Eagle: Matthias, seit wann war Dir Tiger Woods ein Begriff?
Matthias Schwab: Er ist mein Vorbild seit Kindheitstagen. Wir sind beide im Dezember geboren, er 1975, ich 1994. Als er 1996 Profi wurde, war ich gerade zwei Jahre alt. 1997, mit 23, gewann er das erste Mal das Masters Tournament. Da war ich drei Jahre alt. Mit dem Golfsport begann ich, als ich ca. 4 Jahre alt war. Seit damals erinnere ich mich an Tiger als „den Golfer.“
Dann kam für Dich der Tag, von dem so viele träumen…
Am 18. Februar 2023 spielte ich zusammen mit meinem Freund Christiaan Bezouidenhout und Tiger die dritte Runde beim Genesis Invitational im Riviera Country Club nahe Los Angeles. Tiger spielte auf dem Par 71 Kurs eine 67. Mir gelang eine sehr gute 70er Runde. Für mich ein solides Ergebnis auf diesem schwierigen Kurs. Mit Tiger im Flight waren es definitiv erschwerte Bedingungen.
Wie verhielt sich Tiger?
Tee-time war um 7:12 pm. Tiger kam rund 10 Minuten vor Abschlag zum Tee und begrüßte uns freundlich, indem er sich mit „Hallo, I am Tiger“ vorstellte. Es war vom ersten Moment an geil. Rund um das erste Tee und entlang der Spielbahn befanden sich tausende Fans, die Tiger mit großem Beifall begrüßten. Die Amerikaner und die absolute Mehrheit der Golfwelt liebt Tiger. Die Menschen mögen ihn, sein Spiel, sein Auftreten und auch sein Leben, das nicht immer ganz einfach war. Tiger schlug am ersten Tee als erster ab. Damit begann es für Christiaan und mich, schwierig zu werden.
Weshalb?
Immer, wenn Tiger abgeschlagen hatte, war es mit der Ruhe vorbei. Zuschauer bewegten und unterhielten sich, bejubelten Tiger und hatten Spaß, dabei zu sein. Für uns war dies bei jedem Schlag ein purer Stresstest. Die ganze Runde über begleiteten uns tausende Fans, natürlich war ich unter diesen Umständen nervös. Ich hatte noch nie vor so vielen Zusehern gespielt.
Wie beurteilst Du Tiger’s Performance am Platz?
Die Leistung von Tiger fand ich nicht nur auf der gemeinsamen Runde, sondern im gesamten Turnier als top. Ich habe bereits mit vielen Weltstars, wie Sergio Garcia, Rory McIlroy u. a., gespielt, aber mit Tiger im Flight war es noch einmal ein Level besser. Ein einmaliges Erlebnis für einen jungen Golfprofi, der Tiger seit seinen Anfängen als Golfer zum Vorbild hat.
Hattet ihr auch Gelegenheit zu plaudern?
Tiger und ich sprachen während der Runde über verschiedene Themen. Auch über seinen Autounfall und seine schwere Beinverletzung. Er erzählte von seinem harten Training, um wieder zurück auf die Tour zu kommen. Ich denke, er wäre immer noch einer der besten Spieler der Welt, hätte er diesen Unfall nicht gehabt. Es war beeindruckend, wie er auf dem Platz agierte; seine Konzentration, seine Pre-Shot-Routine und vor allem, wie weit und genau er seine Drives immer noch schlagen kann.
Habt ihr etwas gefunden, das Euch verbindet?
Ich liebe den Skisport. Tiger wusste, dass die weltbesten Schifahrer aus Österreich kommen. Über seine Beziehung zu Lindsey Vonn sprachen wir jedoch nicht.
Wie lautet Dein Resümee?
Ich war positiv überrascht, wie freundlich und gelassen er mit uns im Flight umgegangen ist. Am Ende wurde Tiger bei diesem Turnier einen Schlag vor mir T45., ich T50. Sein Dank für die gemeinsame Runde am 18. Green war überaus nett, er wünschte uns alles Gute für die kommenden Turniere. Zusammenfassend kann ich sagen, ich bin sehr happy, dass ich eine Runde mit Tiger spielen konnte. Es war eine wertvolle Erfahrung, ich habe dazugelernt und bin um eine positive Erinnerung in meinem Golferleben reicher.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Matthias Schwab (28) spielt auf der US PGA Tour – der wohl stärksten Profi-Liga der Welt. Als Kolumnist und Interviewpartner gibt der Österreicherden Lesern von Perfect Eagle regelmäßig exklusive Einblicke in das Leben eines Golfprofis.