Größter Abfahrtsläufer aller Zeiten, echter Champion, charismatischer Athlet, Botschafter der Vereinten Nationen und nun auch noch Filmstar. Mit Franz Klammer kommt jetzt eine Kärntner Erfolgsgeschichte in die Kinos.
Perfect Eagle traf einen wahren österreichischen Helden auf dem für ihn schönsten Platz nach der Piste. Auf dem Golfplatz.
Interview von Thomas May, Fotos von Stefan Haider & © epo/Samsara/Christoph Thanhoffer
Perfect Eagle: Herr Klammer, im Trailer zum neuen Film „Klammer“ wird die Frage gestellt: „Ganz Österreich erwartet von Ihnen, dass Sie Gold holen bei diesem Heimspiel. Wie gehen Sie mit dem Druck um?“ Ja, wie haben Sie das gemacht?
Franz Klammer: Ich habe die Goldmedaille von mir selbst gefordert. Es war halt so, ich hatte alle Rennen gewonnen und war der erfolgreichste Abfahrer der letzten zwei Jahre, und wenn ich das wichtigste nicht gewonnen hätte, wäre das für mich eine extreme Niederlage gewesen. Ich habe das Glück, dass ich unter Druck gut funktioniere. Je mehr Druck ich gehabt habe, desto besser habe ich die Leistung bringen können.
Intuitiv?
Ja, natürlich. Ich bin ja ein intuitiver Fahrer gewesen. Ich hatte natürlich einen Plan, bin aber nie nach einem gefahren.
Wie gehen Sie mit dem Druck beim Golf um?
Ja, das ist wirklich eine ganz andere Sache. Beim Skifahren habe ich eine breite Basis, beim Golfen nur ein kleines Fundament. Da ist es natürlich schwer, dass man was aufbaut. Skifahren war mein Leben, Golf ist Spaß. Aber trotzdem setze ich mich einem Druck aus, und ich will gut spielen. Die Umsetzung ist beim Golf schwieriger, weil beim Skifahren reagierst auf Situationen und beim Golfen musst agieren. Der Ball liegt da, und da musst du was machen. Und du hast so viel Zeit zwischen den Schlägen. Da liegt die Schwierigkeit drin. Da ich spontan und schnell bin, brauch ich nie lang. Ich stell mich hin und hau drauf und schreib da keine Doktorarbeit.
Was hat Golf, was der Skisport nicht hat? Was fasziniert Sie?
Dass es so schwer umsetzbar ist. Dass man sich einen Schlag vorstellt, und wenn man den auch zusammenbringt, das passiert leider nicht sehr häufig, aber wenn es gelingt, dann ist es eine Art Glücksgefühl. Beim Skifahren bring ich mehr Kurven hintereinander gut zusammen (lacht). Die Schwierigkeit beim Golf ist, dass du einmal einen guten Tag hast, dann wieder oft schlechte. Oder sogar mehr schlechte als gute Tage. Das ist die Schwierigkeit, aber auch der Reiz beim Golfen.
Mut, Waghalsigkeit, Aggressivität, Konzentration, extremer Stil waren unter anderem Ihre Erfolgsfaktoren. Sind sie das auch beim Golf?
Ja, ich spiele sehr selten defensiv. Ich versuche schon anzugreifen. Meine Devise ist: Wenn ich eine Chance habe, dann versuche ich sie auch zu spielen.
Ihre Linie ist bekannterweise niemand anderer gefahren. Spielen Sie beim Golf auch Ihre Straight Line?
Ja, warum nicht? Mein Golfspiel ist entweder sehr gut oder sehr schlecht. Da hab ich nichts dazwischen. Wenn ich gut drauf bin, spiel ich ruhig Tiger-Line, weil da gelingt es ja manchmal. Und wenn ich schlecht treffe, ist es wurscht, wie ich spiele, weil ich eh nichts treffe. Aber das macht ja auch den Reiz aus, ein bisserl ein Risiko einzugehen. Und wenn dann der Schlag gelingt, dann ist das was Herrliches.
Sie konnten sich unter Druck beim Skifahren immer steigern. Beim Golf auch?
Manchmal traue ich mir das natürlich nicht zu. Ich bin mit mir so oft unzufrieden beim Spielen. Und dann glaube ich, dass ich ein fester Trottel bin, dass ich so schlecht bin. Aber beim Skifahren hab ich auch mit mir geschimpft, nicht nur beim Golf. Die Leute haben viel gelacht, weil sie mich schon gehört haben, noch bevor sie mich gesehen haben.
Haben Sie einen Game-Plan?
Ich versuche schon, wie die Profis immer sagen, Schlag für Schlag, Loch für Loch zu spielen. Ich gehe raus, zieh über die Kugel, und wenn ich die gut treffe, dann kann ich ein wenig mehr machen. Und wenn ich sie nicht treffe, dann kann ich eh nichts machen.
Beim Skifahren war Ihr Idol Toni Sailer, ein wahrer Entertainer. Welche Idole haben Sie im Golf?
Mir hat immer der Ernie Els, The Big Easy, gefallen. Und der kleine Ian Woosnam. Mit dem habe ich schon einmal gespielt. Ein Spaß mit dem war das. Das ist so ein Kämpfer. Geht viel Risiko ein. Das ist mein Traumflight: Ernie Els und Ian Woosnam. Und der Vierte im Flight? (überlegt). Es ist nicht der Tiger, wobei der natürlich schon der außergewöhnlichste Golfer ist von allen, das ist gar keine Frage. Für mich ist es der McIlroy, denn der hat die meiste Dynamik im Schwung, und wenn der richtig die Kugel trifft, dann ist das wirklich eine Augenweide zum Zuschauen.
Wer ist Golfvorbild für die Jugend?
Das war eindeutig der Tiger Woods, das ist gar keine Frage. Der hat das auf ein anderes Niveau gebracht. Auch ein Arnold Palmer, der ist gestanden fürs Kämpfen, nichts ist unmöglich, und der hat das Spiel so oft noch gedreht.
Die Technik beim Skifahren war für Sie immer sehr wichtig. Und beim Golf?
Na ja, es ist so, ich bin ein Antitalent, was Golf anbelangt. Weil ich nie eine Ballsportart gespielt habe. Ich habe nie Fußball, nie Tennis gespielt, bin eigentlich nur Ski gefahren. Und bin dann mit Golf in Berührung gekommen, und ich war so etwas von schlecht. Furchtbar. Das lange Spiel ist halbwegs gegangen, ich hab aber trotzdem auch in der Gegend rumgeschossen. Das kurze Spiel aber war so etwas von katastrophal. Dreiputts, Vierputts. Dachte mir, dass kannʼs nicht sein, dass muss ich lernen. Da hat mich der Ehrgeiz gepackt.
Und da habe ich Gott sei Dank den Peter Kostic kennengelernt, und der hat mir dann halbwegs diesen Golfschwung beigebracht. Beim Golfspiel bin ich nicht so dieser Intuitive. Da versuche ich es eher über einen guten Schwung. Ich habe immer gesagt, mit einem guten Schwung kommt auch der Score. Was dann im Endeffekt auch so war, denn ich kenne da jeden Baum persönlich in Dellach. Beim Golfen gehtʼs also schon eher über die Technik. Wenn man anfängt, dann ist das Wichtigste überhaupt, dass man sich eine solide Technik aneignet, dann kann man länger gut spielen. Ich kenne viele, die angefangen haben und kein Schwung haben und kein gar nix. Die sind dann irgendwann komplett verloren. Deshalb ist mein Ratschlag, dass man das Spiel eher lernen sollte und sich eine vernünftige Technik aneignet.
Welches waren Ihre schönsten Erlebnisse beim Pro-Am der Alfred Dunhill Links Championship?
Einmal habe ich drei Tage lang gespielt mit Bill Murray, Ross Fisher und Paul Casey, der mein Partner war. Das war eine Gaudi. Der Bill Murray ist unglaublich. Ein sehr seriöser Golfer, aber zwischendurch macht er überhaupt nur Blödsinn und einen Spaß mit den Leut.
Sie sind neben Niki Lauda oder Falco ein Weltstar aus Österreich. Was muss man dafür mitbringen?
Für einen Sportler ist es relativ einfach, zuerst musst einmal viel gewinnen. Meine Art, Ski zu fahren, hat den Leuten imponiert. Mein Zugang zum Sport und wie ich es angegangen bin, hat die Leute fasziniert und auch inspiriert. Dann die Persönlichkeit. Wie gehe ich mit Leuten um, wie bewege ich mich auf den diversen Spielwiesen, die es halt so gibt im Leben. Ich glaube, diese Faktoren kommen dann zusammen. Und eine hohe Authentizität gehört dazu, denn man muss sich ja selber spielen (lacht).
Unser Kärntner ??⚪️ Skikaiser Franz Klammer kommt in die Kinos ?. Heute wurde mit den Dreharbeiten ? in Kärnten begonnen…
Gepostet von Kärnten – It‘s my life am Dienstag, 16. Februar 2021
Die internationale Brand Klammer und die Tourismus-Marke Land Kärnten: ein starkes Couple?
Ich mache das mit Begeisterung. Ich bin ein Kärntner durch und durch. Deshalb bin ich authentisch. Ich mache eigentlich nur Werbung für Firmen, mit denen ich mich identifizieren kann. Sonst hat es keinen Sinn und macht einen unglaubwürdig. Das nehmen einem die Leute dann nicht ab. Kärnten ist einfach eine runde Geschichte. Wir versuchen speziell den Wintertourismus voranzutreiben. Wir haben ein gutes Produkt, und ich bin ein ganz gutes Aushängeschild. So gesehen passt das gut zusammen.
„It’s my life“, sagt die Kärnten Werbung. Gibt es zwischen Ihnen und dem Land Kärnten eine große Symbiose?
Ja. Ich kann sagen „It was my life“, das ich gelebt habe (lautes Lachen). Und es ist immer noch my life. Das trifft es sehr gut „It’s my life“.
Ein Leben ohne doppelten Boden. Kühnheit, Risikobereitschaft, alles oder nichts kennzeichnen Ihre einzigartige Karriere. Wovor hat ein Franz Klammer eigentlich Angst?
Angst? Nicht wirklich (denkt erstmals etwas länger nach). Als ich auf den Großglockner gegangen bin, bin ich draufgekommen, dass ich nicht mehr schwindelfrei bin. Beim Obigehen ist es eh gut gegangen, aber beim Aufigehen habe ich mit mir kämpfen müssen, wenn es da tausend Meter obi geht.
Was ist Ihr Lieblingsplatz?
Mit Abstand Augusta. Ich habe da zwei Runden gespielt, und es war unglaublich. Und natürlich spiele ich St Andrews wahnsinnig gerne. Es ist halt die Wiege des Golfs. Dann fällt mir in Österreich ein, dem Wittmann sein Platz in Adamstal ist ein Wahnsinnsplatz. Bad Kleinkirchheim finde ich nett, Murhof ist ein guter Golfplatz. Dellach, wo wir jetzt gerade dasitzen. Und Fontana ist halt ein amerikanischer Dream. Es gibt schon viele gute Plätze bei uns in Österreich.
Wer wären Ihre Dream-Flight-Partner?
Ich tue mir generell schwer mit guten Puttern, weil ich ein sehr schlechter Putter bin. Wenn irgendwer jeden Putt einihaut, werde ich narrisch (er muss wieder lachen). Ich spiele auch gerne mit vielen fremden Leuten, nicht immer mit den gleichen. Das ist auch der Reiz des Golfs. Du lernst andere Leut, verschiedene Charaktere und Plätze kennen.
Wir halten fest, Sie spielen gerne mit fremden Leuten, die nicht putten können.
Ja, genau (lacht wieder). Ist vielleicht übertrieben, aber trotzdem, wenn man selber keinen Putt einibringt und neben dir puttet einer alles ein, dann ist das zum Verzweifeln.
Was ist für Sie die wichtigste Message im neuen Film, der ab diesem Herbst zu sehen ist?
Man muss zu dem stehen, was man ist. Und im Endeffekt ist alles möglich. Man muss nur davon überzeugt sein, dass man es umsetzen kann.
Wir danken Ihnen für das Gespräch.
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