Der Golfsport erlaubt es auch Athleten jenseits der 50 Lenze, noch von ihrer Leidenschaft zu leben. Die Besten der Besten reüssieren als Spieler der European Legends Tour, wo es auch ohne elendslange Drives alles andere als gemütlich zugeht. Die Spreu trennt sich hier vor allem rund um das Grün vom Weizen. Im Bag: 14 Schläger, viel Gefühl und eine geballte Ladung Lebenserfahrung – auf und abseits des Golfplatzes. Wir trafen einige dieser noch aktiven Golf-Legenden, um sie in Szene zu setzen.
Fotos: Oliver Gast, Fotoassistentin: Tanja Schalling, Special Thanks: Constance Hotels, Resorts & Golf Mauritius
Paul McGinley
Geboren: 16. Dezember 1966 (56), Dublin, Irland
Größe: 1,70 m
Nationalität: Irland
Profi seit: 1991
Profi-Siege: 10
Hobbys: Fußball, Musik, Formel 1, West Ham United
Als sich der vielversprechende Gaelic-Football-Spieler mit 18 Jahren die Kniescheibe brach, begann McGinley in der Folge intensiv Golf zu spielen. Der Rest ist Geschichte. 1992 qualifizierte er sich erstmals für die European Tour und gewann 1996 den ersten von vier Titeln. 2002, bei seiner ersten Teilnahme an einem Ryder Cup, sicherte er am 18. Loch in The Belfry mit einem Zehn-Fuß-Putt im Match gegen Jim Furyk den Sieg für Europa. Nachdem er 2010 und 2012 bereits Stellvertreter war, wurde McGinley 2014 zum europäischen Captain ernannt und führte Europa zum Sieg in Gleneagles. Als Spieler gewann er die Seve Trophy, die Royal Trophy und den World Cup, heute ist er Mitglied des Turnierausschusses und des Verwaltungsrats der European Tour.
Markus Brier
Geboren: 5. Juli 1968 (54), Wien, Österreich
Größe: 1,78 m
Gewicht: 70 kg
Nationalität: Österreich
Profi seit: 1995 Profi-Siege: 9
Hobbys: Skifahren, Tennis
Obwohl ihn die Eltern mitsamt seinen drei älteren Brüdern schon früh auf den Golfplatz mitnahmen, ist Markus Brier so etwas wie ein Spätstarter. Denn nach dem Besuch der Handelsakademie studierte er noch Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien. Erst 1995, mit reifen 27, wagte Brier als frisch gebackener Magister den Sprung ins Profigeschäft. Nach vier zähen Jahren auf der Challenge Tour erspielte er sich schließlich die Karte zur European Tour. Es folgten märchenhafte Momente, die den Golfsport in Österreich aus dem Dornröschenschlaf wachküssen und einen echten Hype auslösen sollten: Bei den Austrian Open 2006 erzielte der Wiener, damals 36, am ersten Tag an Loch 11 ein Hole-in-one, gewann dafür ein Auto, lag nach jedem Turniertag in Führung und holte sich in souveräner Manier seinen ersten Titel auf der großen Tour. Während er 2007, nach dem Triumph bei den Volvo China Open, mit Platz 32 in der Geldrangliste sogar bester deutschsprachiger Golfer des Jahres war, blieb ihm die Teilnahme am Ryder Cup verwehrt. Stattdessen gelang die Einberufung in die kontinentaleuropäische Auswahl bei der Seve Trophy 2007, wo Brier mit drei von fünf möglichen Punkten zu den Besten des Teilnehmerfeldes zählte. Nachdem er Ende 2012 erstmals seit 13 Jahren die Qualifikation für die European Tour verpasste, gab er den vorläufigen Rücktritt vom Profisport bekannt. Doch „Maudi“ wollte es noch einmal wissen, bereitete sich akribisch vor und reüssiert nun seit 2018 höchst erfolgreich auf der European Seniors Tour, wo ihm 2021 beim Farmfoods European Senior Masters ein erster Turniersieg gelang – einmal mehr als Erstem Österreichs.
Michael Campbell
Geboren: 23. Februar 1969 (53), Hāwera, Neuseeland
Größe: 1,78 m
Gewicht: 86 kg
Nationalität: Neuseeland
Profi seit: 1993
Profi-Siege: 15
Hobbys: Kochen, Fischen, Weine sammeln, Familie (2 Söhne)
Mit seinem Triumph bei den U.S. Open 2005 war Campbell der erste Neuseeländer, der seit Bob Charles im Jahr 1963 einen Major-Titel gewinnen konnte. Die Menschen in seinem Heimatland verzückte dies dermaßen, dass sogar das Parlament ausgesetzt wurde, damit die Regierungsmitglieder das dramatische Finale gegen Tiger Woods verfolgen konnten. Mit dem Titel in der Tasche wurde Campbell dann in Wellington von einer Willkommensparade willkommen geheißen. Später gelang es ihm als erst viertem Spieler, die U.S. Open und die World Match Play Championship, das damals mit £ 1.000.000 höchstdotierte Event im Golfsport, im selben Jahr zu gewinnen. Wenig überraschend wurde er 2005 zum European Tour Golfer of the Year ernannt.
Michael Campbell, der heute in Marbella wohnt, ist stolzer Maori, der väterlicherseits vom Stamm der Ngāti Ruanui und mütterlicherseits vom Stamm der Ngā Rauru abstammt. Durch seinen Ururgroßvater Sir Logan Campbell, der 1845 von Edinburgh nach Neuseeland auswanderte, hat der 53-Jährige aber auch eine Verbindung nach Schottland. Er gründete die Michael Campbell Foundation, mit der er junge Menschen, insbesondere aus benachteiligten Verhältnissen, fördern, inspirieren und motivieren möchte.
David Shacklady
Geboren: 19. April 1967 (55), Ormskirk, Vereinigtes Königreich
Größe: 1,85 m Nationalität: Vereinigtes Königreich (UK)
Profi seit: den späten 80ern
Profi-Siege: 3 (alle European Senior Tour)
David Shacklady ist ein echter Spätstarter – zumindest was seinen Erfolg im Profi-Golf betrifft. Er spielte nie auf einer der großen Touren, sondern nahm hauptsächlich an regionalen PGA-Turnieren im Norden Englands teil. Nachdem er 2017 eine der fünf verfügbaren Karten der Q-School verpasste, schaffte Shacklady 2018 den Sprung auf die Legends Tour für 2018. Gleich bei seinem Debüt siegte er bei der Russian Open Golf Championship (Senior) mit zwei Schlägen Vorsprung vor Stephen Dodd und Phillip Price. Es folgten zwei weitere Titel beim Sinclair Invitational und der Paris Legends Championship 2019.
André Bossert
Geboren: 14. November 1963 (59), Johannesburg, Südafrika
Größe: 1,88 m
Nationalität: Schweiz
Profi seit: 1989
Profi-Siege: 10
Hobbys: Golfplatz-Design, Rugby
In Südafrika geboren, ist André Bossert heute der erfolgreichste Schweizer Profigolfer. Er vertrat sein Land sieben Mal beim World Cup of Golf und ist einer von nur wenigen Golfspielern, die auf der European Challenge Tour, der European Tour und der Senior Tour erfolgreich waren. 2016 gewann er beim Travis Perkins Masters seinen ersten Senior-Tour-Titel.
James Kingston
Geboren: 30. November 1965 (57), Ottosdal, Südafrika
Größe: 1,83 m
Nationalität: Südafrika
Gewicht: 82 kg
Profi seit: 1988
Profi-Siege: 19
Hobbys: Sport, Wildtiere, Natur
Der ehemalige Champ der südafrikanischen Sunshine Tour gewann in den späten 2000er-Jahren zweimal auf der European Tour und erreichte 2008 mit Platz 17 seine beste Platzierung in der Order of Merit. Dem Südafrikaner gelang eines der glücklichsten Hole-in-ones in der Geschichte des Golfsports, als sein Schlag auf dem 15. Loch (Par 3) bei der Alfred Dunhill Championship 2002 von einem Ast abprallte und ins Loch ging, womit er ein Auto gewann. Kingston gewann das WINSTONgolf Senior Open Invitational im Jahr 2021. Der erste offizielle Sieg auf der Legends Tour gelang im selben Jahr, als er bei den Sergio Melpignano Senior Italian Open triumphierte.
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Über die Legends Tour
Die Legends Tour, so der aktuelle Name der European Senior Tour, ist eine professionelle Tour für männliche Golfer ab 50 Jahren, die von der PGA European Tour veranstaltet wird. Vormals als Staysure Tour bezeichnet, wurde die Legends Tour 2020 neu initiiert, nachdem Ryan Howsam, Gründer und Eigentümer von Staysure, in einem Joint Venture mit der European Tour die Mehr heit der Anteile übernommen hatte.
Gegründet wurde die Tour bereits 1992, nachdem 60 verdiente Golfprofis gesetzteren Alters dazu aufgerufen hatten. Fünf Jahre zuvor waren bereits die ersten Senior Open Championships des Jahres 1987 veranstaltet worden. Die wohl bekannteste Veranstaltung der Legends Tour ist die Senior British Open Championship, die von der PGA Tour Champions mitorganisiert wird und 2018 zum ersten Mal auf dem Old Course in St Andrews ausgetragen wurde.