Er ist ein exzellenter und fachkundiger Kenner der Golfbranche. Auf der PGA Tour und der DP World Tour zu Hause. Als langjähriger SKY-Golfsport-Experte ist Irek Myskow eine wichtige Stimme des Golfs im deutschsprachigen Raum. Seine Analysen sind rational und crystal clear.
Er berichtet aber nicht nur exzellent über die Golfbranche, sondern er kennt sie fast auch alle in der Golfbranche persönlich. Und viele Spieler vertrauen ihm als Manager. Von Sergio García, Joaquín Niemann, Carlos Ortiz, Paul Casey, Louis Oosthuizen, Charl Schwartzel, Matti Schmid, Vijay Singh, Sebastián Muñoz bis zu Matthias Schwab. Er macht Golf 24/7. Golf ist sein Leben. Wir sprechen von Irek Myskow und sprachen mit ihm bei den Porsche European Open – bei bestem Wetter, bestem Golf und bester Laune.
Interview von Thomas May
Fotos von Tobias Kuberski
Perfect Eagle: Du bist ein Urgestein der Golfmoderation in Deutschland und auf Sky kommentierst Du große Turniere. Wie kam es dazu, wie findest Du dafür die Zeit, und welche Vorteile bietet ein Job wie dieser?
Irek Myskow: Zunächst kam ich dazu wie die Jungfrau zum Kind. Carlo Knauss, apropos Urgestein, war der Erste, der so ein bisschen als Serientäter im Fernsehen angefangen hat. Irgendwann gab es ja so ein Pilotprojekt, das hieß DF1, daraus wurde DSF Sport, aus DSF Sport wurde Premiere, und aus Premiere wurde Sky. Carlo war da schon eingebunden, und die haben Leute gesucht. Carlo hat mich dann tatsächlich irgendwann mal gefragt, ob ich nicht Zeit und Lust hätte. Ich habe ja nichts von dem Business verstanden und bin sozusagen ins kalte Wasser gesprungen. Das fand ich schon immer ein spannendes Thema und sexy. Daraus ist halt ein bisschen mehr geworden.
Ich kann mich noch erinnern, als ich angelernt worden bin, saß ich stundenlang bei den Live-Übertragungen neben dem Kommentator Rainer Sierch, und dann hat er mittendrin zu mir gesagt, als eine Werbepause oder so was kam: „Ich geh jetzt mal eine rauchen, und jetzt machst du weiter.“ Da saß ich da in dieser Kajüte mit dem Headset und musste anfangen zu kommentieren. Also ob das gut gewesen ist, sollen andere beurteilen, aber das war sozusagen die Geburtsstunde des Kommentars. Genauso ist es passiert, und das hat sich dann so schön entwickelt.
Gut, Carlo hat jetzt bedauerlicherweise leider aufgehört, weil er irgendwann mal auch ein bisschen sein Leben und den Ruhestand genießen will, aber mit Adrian Grosser und Gregor Biernath haben wir immer ein nettes Team. Mir macht das so viel Spaß, dass ich versuche, in den Wochen, wo ich nicht auf der Tour bin, zumindest mal ein Turnier in München zu kommentieren. Die Zeiten sind eigentlich vorbei, wo wir vor Ort gewesen sind, weil wir auch a) in einer digitalen Welt leben, wo man das vielleicht auch gar nicht mehr so machen muss, und b) es auch eine Geldfrage ist. Ist ja klar, wenn du eine riesige Mannschaft vor Ort hast, ist das mit Kosten verbunden. Deshalb ist München Dreh- und Angelpunkt von Sky, und wir haben dann große Freude, wenn wir in diesen Kommentatorenboxen sitzen dürfen.
Durch meinen Hauptjob als Spielermanager war ich, bei aller Bescheidenheit, wahrscheinlich auf 90% der Golfplätze, die wir sehen. Den einen oder anderen habe ich auch schon mal gespielt. Das ist ein Mehrwert, und das ist nicht mit Geld zu bezahlen. Gut, in meinem richtigen Leben bin ich Spielermanager, und wir sind ja in dieser Welt ein ganz kleiner Haufen. Wir leben in einer Bubble. Wir sind ja inside the ropes im wahrsten Sinne des Wortes. Und dann fällt es mir natürlich umso leichter zu kommentieren, weil ich viele Dinge weiß, die der Außenstehende nicht weiß. Das ist vielleicht der feine Unterschied. Ich glaube, das macht die Professionalität aus. Und ich bringe es auf den Punkt, wie du schon gesagt hast, denn ich scheiß mir da nichts. Und das soll auch so sein, denn das bin ich. Mir ist durchaus bewusst, dass es nicht jedem gefällt, aber erstens können wir nicht allen alles recht machen, und zweitens, glaube ich, läuft man nur positiv durchs Leben, wenn man sich selbst treu ist. Wenn man der ist, der man ist, und sich nicht verstellt. „You get, what you see“, sagt man auf Englisch.
Zu Deiner Agentur Impact Point. Wie ist es dazu gekommen?
Also, das ist eine ganz tolle Geschichte. Ich war ja jahrelang bei Adidas Global Sports Marketing für Golf tätig, und dann hat Adidas in 90er Jahren Salomon gekauft, und im Salomon Portfolio war eine Golffirma drin, die hieß Taylormade. Plötzlich hatten die Herzogenauracher eine Golfbude in Südkalifornien. Dann hieß es, wir fusionieren und du musst jetzt mal rüber nach Kalifornien und musst mal schauen, wie wir das Ganze mit Adidas und mit Taylormade im Sinne von Athletensponsoring aufgleisen. So ist das Ganze dann entstanden. Wir hatten auch tollen Erfolg, und ich muss auch ganz ehrlich sagen, ohne Adidas wäre ich nicht heute da, wo ich bin.
Adidas hat einen ganz großen Beitrag zu meinem Werdegang geleistet, denn ich durfte mich im zweitgrößten Sportkonzern der Welt auf der Plattform von Golfprofis, also in der Abteilung von Global Sports Marketing, austoben.
Es hat mir alle Türen geöffnet. Plötzlich hatte ich Zugang zu den besten Spielern der Welt, zu den besten Agenten, zu anderen Sponsoren, zu anderen Partnern und zu den Touren. Das ist schon großes Kino gewesen und wir haben uns natürlich immer nur auf 3 Plattformen konzentriert: Asian Tour, European Tour und PGA Tour. So ist das Ganze gewachsen.
Wann war das?
Das ging los Ende der 90er-Jahre, als ich das große Glück hatte, Sergio García zu rekrutieren. Ich habe ihn mit 16 Jahren zu den drei Streifen geholt, und da ist er heute immer noch – obwohl ich nicht mehr da bin (lacht). Da bin ich sozusagen mit dem Erfolg von García um die Jahrtausendwende mitgewachsen, und das hat mir dann wieder ein bisschen mehr Möglichkeiten gegeben. Und wie das halt so ist in solchen langjährigen Relationships, du bist irgendwann mal sehr nah an den Spielern, an der Familie, an den Geschwistern und am Manager. Ein Spanier, der heute einer meiner besten Freunde ist.
Irgendwann haben wir zwei uns überlegt: Was machen wir in der Zukunft? Nach dem Tod von Mark McCormack gab es einen ganz großen Umbruch bei IMG, zu dem Zeitpunkt das Monster in der Spielervermarktung. Da sind dann auch Spieler weggegangen. Man hat richtig gesehen, dass nicht nur im Golfsport, sondern auch in anderen Kategorien bei IMG die Talente und die Spieler abgewandert sind. Mit Tiger Woods hat es begonnen, und dann gab es einen Schneeballeffekt. Einer nach dem anderen: Rose, Poulter und Luke Donald, und wie sie nicht alle hießen, sie sind plötzlich alle weg von IMG. Dann kam Sergio García zu mir und Carlos und meinte: „Passt auf, mein Vertrag läuft aus, und ich werde da nicht mehr verlängern, ihr zwei seid meine besten Freunde, und ihr habt auch immer erzählt, dass wir was gemeinsam machen wollen. Dann macht doch eine Agentur zusammen, und ich werde euer erster Kunde.“ Das war ein 3-Sekunden-Gespräch, und die Impact Point war geboren. So ist das Ganze entstanden. Das war vor 13 Jahren. Also ich wollte nie Agent werden, ich fand das so anstrengend, Spieleragent zu sein, aber wenn Sergio García dich fragt, ob du sein Agent werden willst, dann war das relativ schnell entschieden.
Das ist erst 13 Jahre her, und mittlerweile betreust Du sehr erfolgreich 14 Spieler aus der Weltklasse?
Wir haben auch kurz vor der Pandemie mit einer Gesellschaft in New York fusioniert. Mit einer tollen Agentur, die GSE heißt, Global Sports Entertainment. Jetzt sind wir eine noch größere Familie, was uns natürlich auch die Möglichkeit gegeben hat, in den USA stärker präsent zu sein. Die PGA Tour ist nun mal die größte und die relevanteste Tour der Welt, und dadurch, dass die meisten Spieler von uns auf der PGA Tour spielen, mussten wir uns da auch anders aufstellen. So kam uns eine Fusion mit einer etablierten Agentur in den USA natürlich total entgegen. Die haben die Connections und sind auch sehr gut im Markt vernetzt. Wie man so schön sagt, haben die eine recht hohe Glaubwürdigkeit im Markt, was auch wichtig ist. Es gibt immer die messbaren Werte und die nicht messbaren Werte. Bei den nicht messbaren Werten spielen solche Sachen wie Glaubwürdigkeit, Image und Respekt eine Rolle, und wir fanden, dass das der richtige Weg ist. Wir haben relativ schnell erkannt, dass wir nur vorwärtskommen, wenn wir in den USA stärker präsent sind, und das hat sich bis heute wahnsinnig toll ausgezahlt.
Wie ist das mit den Emotionen beim Moderieren, wenn es spannend bei den eigenen Spielern wird? Hat man die immer unter Kontrolle, oder entgleitet einem hier oder da etwas?
Ja, ja, ja. Je nach Tageslaune. Also, wenn du weißt, mit welchem Humor-Paket der Spieler ausgestattet ist, dann kannst du dir auch was Lustiges leisten, weil es einfach Spaß macht. Muss nicht unbedingt sein, aber ist einfach lustig. Wobei ich versuch schon, sehr neutral das Ganze zu betrachten und zu kommentieren, denn ich bin ja Trauzeuge bei der Hochzeit von Sergio García gewesen, also ich bin ein Teil seiner Familie, wenn man so will, und ich weiß Dinge, die die Welt nicht weiß und auch nicht wissen darf. Da muss man schon aufpassen, dass man sich nicht verrennt. Da muss man sich schon darauf konzentrieren, dass man nur sogenannte Public Information rausposaunt, nicht die Private Information. Ich bin kein investigativer Journalist und würde auch jegliches Vertrauen brechen, wahrscheinlich für alle Zeiten, wenn ich meinte, ich müsste mich da im Fernsehen profilieren. Das ist völliger Quatsch, weil da geht der Schuss nach hinten los.
Schwerer wird es beim Ryder Cup. Ich habe schon den einen oder anderen Sieg von meinem Spieler kommentieren dürfen. Tatsächlich hast du doch schon mal Tränen in den Augen in der Sprecherkabine und freust dich. Ich glaube, in diesem Moment, als der Sergio in Paris seinen Punkterekord gespielt hat im Einzel gegen Rickie Fowler, da ist mir die Stimme mal stecken geblieben. Da ging nichts mehr. Da merkst du, du bist so emotional, dass du jetzt gerade nicht sprechen kannst. Also an diese Szene werde ich mich immer erinnern, als sein Bruder ihn umarmt und ihm gesagt hat, du hast gerade Golfgeschichte geschrieben. Du bist jetzt der Golfer mit den meisten erspielten Punkten im Ryder Cup. Und ich glaube, das hat auch der Rickie Fowler ihm ins Ohr geflüstert, als sie sich umarmt haben.
Golf ist ein hochemotionales Thema. Wie schaffst du es, ein gutes emotionales Verhältnis zu den unterschiedlichen Spielertypen aufzubauen?
Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich bin einfach nur ich. Ich bin sehr persönlich. Jede Geschäftsbeziehung ist sehr persönlich, und ich spreche auch nie von unseren Spielern als Kunden oder Klienten. Unsere Spieler sind immer Freunde, meine Freunde. Unser Approach „Friends und Family“ ist ganz wichtig, und wir behandeln unsere Spieler wie Familie, jeden Einzelnen von ihnen. Das passiert einfach. Das kann man nicht planen, das kann man nicht studieren oder lernen. Man hat es, oder man hat es nicht.
Ich sage immer, in unserem Management-Geschäft kommt es gar nicht so sehr darauf an, wie viel du von Golf weißt, es kommt mehr darauf an, dass du ehrlich und transparent bist und auf einer sehr hohen Vertrauensbasis arbeitest. Das ist wichtiger als das Know-how. Know-how kann man sich anlesen oder irgendwie anlernen. Transparenz steht in der DNA eines jeden Menschen. Wenn du transparent, offen und ehrlich mit Menschen umgehst, dann wirst du immer gewinnen.
Wie ist es für einen Spieleragenten, wenn sein Spieler in einem Moment den Putter ins Green rammt und im anderen Moment das grüne Jacket übergestreift bekommt?
Man stumpft ab. Du willst ja irgendwann mal ganz rational und realistisch unterwegs sein. Wenn da jetzt ein Spieler einen Putter in den Boden rammt oder Abschlagsmarkierungen zerstört, dann kriegst du einen Brief von der Tour, und da steht dann irgendeine Zahl drin, weil du eine Strafe zahlen musst. Dann sollte man in den Medien oder in den sozialen Medien mal ein Statement machen, das gehört ja zu der Arbeit dazu. In guten wie in schlechten Zeiten. Ich bin mittlerweile echt cool, also richtig cool im Sinne von: Mich berührt das nicht mehr so sehr, ich rege mich da nicht auf, und ich kritisiere das nicht mehr. Aus den Schuhen bin ich raus. Das habe ich früher vielleicht gemacht, aber man lernt ja daraus, weil das einen zu sehr mitnimmt, und dann verliert man den Fokus auf das Eigentliche.
Warum läuft Sergio García beim Ryder Cup so oft zur Höchstform auf?
Der liebt es ja. Er sagte, dass er nichts lieber hat als den Ryder Cup. Das ist das Größte für ihn. Und da gehen, glaube ich, die Emotionen mit ihm durch. Wenn du in der ganzen Woche so emotional auftrittst, dann bist du wahrscheinlich auch in der Lage, Besseres zu leisten wie sonst. Emotion als Turbolader.
Stimmt die Story, dass dich Louis Oosthuizen auf einem Parkplatz gefragt hat, ob du für ihn arbeiten würdest?
Das ist korrekt (lacht). Es ist ja nicht so, dass wir immer nur rekrutieren. Die Spieler kommen auch zu uns und fragen, ob wir sie managen wollen, und das war mit Oosthuizen so. Mein Geschäftspartner Carlos und ich waren bei der Players Championship, und da kam er auf dem Spielerparkplatz auf uns zu und fragte: „Habt ihr mal ’ne Minute? Ich würde ganz gerne das Management wechseln. Hättet ihr noch Platz für mich bei euch?“ Da habe ich angefangen zu lachen und gemeint, selbstverständlich, du kannst direkt heute bei uns anfangen. So sind wir mit dem einen oder anderen zusammengekommen.
Vijay Singh hat mich im Aufzug in Malaysia in Kuala Lumpur angesprochen, ob ich sein Management machen will. Solche Sachen passieren schon. Natürlich läuft es aber auch andersherum. Matti Schmid beispielsweise haben wir wirklich rekrutiert. Hinter dem Matti waren ja die größten Agenturen der Welt her. Der hatte nun wirklich den ganzen Blumenstrauß gehabt und konnte sich aussuchen, was er wollte. Alle haben sich präsentiert und sich die Zeit genommen, sich mit der Familie Schmid und mit Matti hinzusetzen und zu besprechen, wie so eine Zukunftsplanung ausschauen könnte, wie das wirtschaftlich aussieht und so weiter. Wir haben das auch gemacht, und am Ende hat wahrscheinlich die Chemie gestimmt. Wir bereuen es nicht, und ich hoffe, dass Matti Schmid es auch nicht bereut, dass er mit uns den gemeinsamen Weg geht.
Eine Sache noch zum Erfolg und dazu, wie eine erfolgreiche Zusammenarbeit entsteht und was wichtig ist: Wir haben ein ganz großes Motto auf der Leinwand stehen, das heißt „Always underpromise and overdeliver“. Und das schätzen die Spieler sehr. Lieber auch mal eine schlechte Nachricht überbringen, weil es so ist, ohne da jetzt zu debattieren. Da musst du halt die Kröte schlucken. Lieber weniger versprechen, wenn man das Gefühl hat, man kann es nicht halten. Wir haben schon Spieler verloren im Rekrutierungsprozess, weil wir auf gewisse Sponsorships angesprochen wurden, die sie haben wollten und die sie als Marken interessant fanden. Dann haben wir gesagt, wir wissen es nicht, wir können es dir nicht versprechen. Wir geben immer unser Bestes, aber wir versprechen nichts. Es ist immer besser, mehr zu liefern und weniger zu schwätzen.
Kannst du bestimmte Tätigkeiten im Spielermanagement delegieren?
Gewisse Dinge kann man delegieren, aber man darf nicht vergessen, die Spieler kommen zu uns wegen uns als Person. Sie kommen nicht zu uns, weil die Dame, die bei uns die Reise bucht, sehr kompetent ist. Sie wollen mich. Und deshalb bist du viel unterwegs. Du musst Präsenz zeigen. Deshalb schaue ich ja die ganze Zeit auf das Leaderboard, weil der Sean Crocker gleich auf der 17 ist, und da muss ich irgendwann mal zu ihm ins Scoring. Man muss präsent sein. Es geht nicht anders. Das ist der Preis, den du zahlst.
Du hast lange in den USA gelebt und gearbeitet. Worin unterscheidet sich das Golf-Business auf beiden Seiten des Atlantiks?
Die Golfszene in den USA ist weniger emotional und mehr businessorientiert. Das sind kurze Gespräche, auf dem Punkt. Business wird sozusagen auf der Überholspur der Autobahn getätigt. Bei uns in Europa nimmt man sich ein bisschen mehr Zeit, man ist tiefgründiger in den Gesprächen, und die Prozesse dauern dann aber auch etwas länger. In Amerika ist es wie mit Fast Food (er schnippt mit den Fingern), Fast Business. Wir nehmen uns da ein bisschen mehr Zeit, wir setzen uns vielleicht auch ein bisschen tiefer mit der Materie oder der Partnerschaft oder dem Business oder dem Projekt, oder was auch immer gerade ansteht, auseinander. Ich glaube, das muss so sein. Die Amerikaner haben ihre eigene Art, wir haben unsere in Europa, und die Asiaten haben wieder eine andere. Ich mag alle drei, weil es natürlich auch ein bunter Strauß ist. Eine schöne Mischung. Man lernt voneinander, und das bringt dich auch weiter.
Warum hält sich im deutschsprachigen Raum eine gewisse Golfskepsis so hartnäckig? Was braucht es, um das zu ändern? Günstigere Klubs oder mehr Erfolge heimischer Spieler?
Also ich glaube nicht, dass wir hier zu unseren Lebzeiten Golf als Volkssport erleben werden, das wird es nicht geben, zumindest nicht in meiner Lebenszeit. Ich habe es mal im Fernsehen gesagt, wir bräuchten zehn Martin Kaymers, die gleichzeitig zu diesem Zeitpunkt Nummer 1 in der Welt sind, dann hätten wir vielleicht eine Chance, in die Breite zu gehen. Das werden wir so schnell nicht ändern. Das müssen wir leider an die nächsten Generationen weitergeben, damit die sich damit befassen. Ich habe nicht wirklich eine Antwort darauf.
Was den Golfsport betrifft, bist du also an vorderster Front mit dabei und stets bestens informiert. Was bringt die nahe Zukunft?
Ich glaube tatsächlich, dass dieser Wirrwarr um diese LIV League uns alle aufweckt. Wir leben in einer Zeit des Wandels. Ich glaube, dass wir bei allem Respekt an einem Punkt angekommen sind, wo die alten Establishments, wie die PGA Tour und die European Tour, verändert werden müssen. Und wenn die das nicht selbst schaffen, dann schafft es ein neuer Player. Das ist ein Weckruf. Der hat eine Funktion. Jetzt muss man sich eigentlich im Idealfall zusammentun, sortieren und Golf vielleicht ein bisschen anders gestalten. Wenn es andere Sportarten machen können, warum können wir es nicht? Ich finde es gesund, dass wir über dieses Thema in diesem Ausmaß gerade sprechen.
Du hast mit Sport Marketing Solutions eine zweite Agentur. Was deckst du mit ihr ab?
Die ist ja noch vor Impact Point gegründet worden. Ursprünglich war die Idee, in der Sportmarketing-Welt eine beratende Funktion einzunehmen. Ich kam von Adidas und habe dort Sportmarketing gemacht, dann bin ich in die Selbstständigkeit gegangen mit der Agentur. Das war so der Anker. Da haben wir relativ coole Sachen gemacht, aber mehr auf der beratenden Schiene für Unternehmen, die sich im Golfsport einbringen wollten.
So begann das Ganze. Als wir die Spieleragentur machten, wollte ich das unbedingt trennen. Das war mir wichtig. Für mich war die Beratung die eine Schiene und das Spielermanagement die andere. Wir haben Unternehmen begleitet bis zum Ryder-Cup-Sponsorship. Wir haben da die ganze Marketingstrategie mitentwickelt. War schon toll gewesen, was wir da gemacht haben. Hat Spaß gemacht.
Wie viele Profiturniere besuchst du im Jahr?
Dreißig.
Was zeichnet aus deiner Sicht einen gelungenen Golfevent aus?
Das Allererste ist das Teilnehmerfeld. Die Spieler sind immer Nummer 1. Dann der Platz. Und dann das Außenherum. So würde ich das kategorisieren. Schöne Zeltstadt, Hospitality, die Darstellung des Turniers, all diese Themen sind wichtig, aber ohne Spieler gibt es auch keine Zeltstadt.
Welches ist für dich das schönste Golfturnier, welcher der schönste Platz weltweit?
The Masters und Augusta.
Bleibt bei all den Reisen noch Zeit, selbst zu golfen?
Nein, nicht viel. Ich spiele ungefähr sechs Runden im Jahr.
Dein Lieblingsflight?
Wenn ich einen Lieblingsflight zusammenstellen könnte, dann würde ich ganz gerne mit Barack Obama spielen, weil ich glaube, dass er eine coole Socke ist. Ich hätte gerne Severiano Ballesteros dabei und vielleicht Nelson Mandela, weil er so eine menschliche Ikone ist. Was der alles geleistet hat und über sich hat ergehen lassen müssen, ist schwer beeindruckend.
Dein Horror-Flight?
Spießer, die zu korrekt sind. Nicht mein Ding. Dafür habe ich keine Zeit.
Herzlichen Dank für das Gespräch!