Gamification: Golf ohne Gras

Gamification ist DER Trend. Dank Toptracer, TrackMan und Co wird die virtuelle Variante des Spiels zum zeitgemäßen Entertainment-Erlebnis.

FOTOS: TRACKMAN, GOLF LOUNGE RESORT, BEIGESTELLT.

Die Golf-Zukunft glänzt silbern. Wie der viel zitierte Streifen am Horizont. Oder wie die Blätter der Schaufeln, mit denen Tiger Woods und Rory McIlroy jüngst in Florida den Spatenstich zum Bau einer Arena für ihre Tomorrow Golf League (TGL) vollzogen haben. Sie verlegen das Turniergeschehen in die Halle und machen Golf zum Stadionspektakel – an einem übergroßen Simulator und auf einem Kurzspiel-Areal. Kollegen vom Kaliber eines Jon Rahm, Justin Thomas oder Collin Morikawa sind mit von der Partie, wenn die TGL ab Januar 2024 mit sechs Dreier-Teams und hohem technischem Aufwand durchstartet: immer am Montagabend, pro Spieltag maximal zwei Stunden, quasi hautnah für die Zuschauer auf den Tribünen und vom TV begleitet.

„Das wirklich Aufregende daran ist der Versuch, den Golfsport endgültig ins 21. Jahrhundert zu bringen“,

erklären Woods und McIlroy.

„In Sachen Unterhaltung und Erlebnis für die Fans bieten wir etwas bisher im Golf nie Dagewesenes an.“ Die beiden Superstars und ihre Mitstreiter haben die Zeichen der Zeit erkannt, darunter golfverrückte Investoren wie Formel-1-Heroe Lewis Hamilton, Tennis-Diva Serena Williams und Entertainer Justin Timberlake. Sie verbinden das ehrwürdige, jahrhundertealte Spiel mit der digitalen Zukunft, kreieren Amphitheater-Action und bedienen damit Kriterien einer immer schnelllebigeren Spaßkultur.

Das Zauberwort heißt Gamification. Es steht für die virtuelle Variante von Golf, bei der sich Wunderkisten wie Toptracer oder TrackMan von Trainingstools zu Entertainment-Elementen gemausert haben, die längst mehr können, als akribische Analysedaten in Sachen Schwung und Schlag zu liefern, und nichts mehr mit ehemals mediokren Imitationen der golferischen Realität zu tun haben. In Kombination mit ausgefeilter Grafik bieten sie ein grenzenloses Golfvergnügen, von Comic-Kulissen nicht nur für Kids bis zur Simulation von Sehnsuchtsorten. Der Spieler steht zwar immer noch auf der Matte und schlägt die Kugel ins Nirgendwo einer Driving Range oder gegen die Plastikplane einer Indoorbox, doch die kamera- bzw. radargestützte Technik von Toptracer und TrackMan verlagert den Ballflug in eine Monitor- oder Leinwand-Parallelwelt mit den schönsten Plätzen des Globus.

Gamification ist ein Erfolgsmodell und der Trend schlechthin, lockt als zeitgemäße Ergänzung eines zeitlosen Spiels die moderne Freizeitgesellschaft hinterm elektronischen Ofen hervor. In den USA hat die National Golf Foundation ermittelt, dass 2021 von 37,5 Millionen golfenden Amerikanern 12,4 Millionen (45 Prozent) ausschließlich außerhalb der klassischen Kurse aktiv waren. Auf den weltweit wuchernden Anlagen von Topgolf, der Speerspitze des Daddelns mit dem Driver – Stichwort Birdies, Bier, Ballermann – und im Besitz von Callaway, sind geschätzt sechs bis zehn Prozent der Besucher überhaupt Golfer. Die Mehrheit kommt just for fun.

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Daddeln mit dem Driver: Topgolf in Oberhausen, der ersten Anlage dieser Art in Deutschland. Foto: Michael F. Basche.

Dennoch oder gerade deswegen bietet sich ein enormes Potenzial für die Entwicklung des Sports. „Die meisten Sportarten haben eine Jedermann-Ebene. Im Golf hat die gefehlt: Du musstest Mitglied sein, Turniere spielen, Handicap führen. Gamification ist ein Weg, mehr Leute für Golf zu begeistern, die sich nicht dem bisherigen Habitus des Spiels unterwerfen wollen“, konstatiert Kate Selwent, Proette und Toptracer-Repräsentantin, die Kunden in Europa, im Nahen Osten und in Afrika betreut. Markus Gaggl, Master-Franchise-Nehmer der schwedischen Ruff-Kette für TrackMan-Indoor-Anlagen in der D-A-CH-Region, spricht davon, Golf als Entertainment-Aktivität ähnlich wie Bowling oder Gokart zu etablieren und so die Hürden zu senken. „Mit lustigen und kurzweiligen Golfangeboten bringen wir eine gänzlich neue Zielgruppe zum Golfsport“, weiß der einstige Eishockey-Profi. Oder anders: „Du bekommst Leute zum Golfen, die niemals sonst Golf gespielt hätten“, sagt Falk Howe, der mit seinem Partner, dem Golflehrer Florian Jahn, in Hamburg die Indoor-Anlage TrackMe betreibt.

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„Golf als Entertainment-Aktivität für eine gänzlich neue Zielgruppe“: Die schwedische Ruff-Kette expandiert in die D-A-CH-Region.

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