Wenn es bei uns wettertechnisch ungemütlich wird, lohnt sich meist eines: eine unvergessliche Golfreise. Wie wäre es mit Schottland, Belek, Sizilien oder sogar Tasmanien? Die Redaktion von Perfect Eagle zeigt ihre Lieblingsorte.
„Scotland’s Golf Coast“ Nahe Edinburgh
von Moritz Wollert, Hamburg.
30 Meilen, 21 Golfplätze, darunter mit Muirfield, Gullane, North Berwick oder The Renaissance Club Namen, bei denen Golfer weltweit ins Schwärmen kommen – die Küste East Lothians ist Schläger schwingenden Weltenbummlern als „Scotland’s Golf Coast“ längst ein Begriff und punktet mit weit mehr als logistischer Erreichbarkeit.
Nur 30 Minuten vom Flughafen Edinburghs erwartet den Spieler nämlich eben jene Mischung aus rauer Natur und warmer Gastfreundlichkeit, wie sie für Schottlands Golfgestade typisch ist. Den Breitengraden angemessen ist ein Nachtlager im „Duck’s Inn“, einem urigen, familiengeführten Gasthaus im putzigen Aberlady, in dem man Golfgeschichte atmet und zu später Stunde vom Tresen puttet. Das Gelernte kann tags darauf auf rasanten Open-Qualifying-Kursen oder malerischen Linkskleinoden angewendet werden.
Wem es vor dem britischen Wetter schaudert: East Lothian ist die trockenste und sonnigste Region in ganz Schottland, womit es gerade auch in der preisgünstigeren Nebensaison (März/Oktober) attraktiv wird. Dabei sollte kein Trip ohne Abstecher zum Gatter am Ende der Hill Road in Gullane enden. Der Sonnenuntergang über dem Firth of Forth vom Gullane Hill aus wird hängenbleiben.
Preis: 4 Nächte im DZ inkl. Frühstück, drei Greenfees, Flug von Hamburg (Kombi) und Leihwagen (Europcar) ab ca. 900 Euro p.P.
Golf Pra‘ delle Torri am goldenen Strand von Caorle
von Stephan Schöttl, Memmingen.
Kilometerlange Sandstrände, malerische Fischerdörfer und das scheinbar endlose Meer: Seit knapp 50 Jahren ist die Adria eines der beliebtesten Ferienziele der Deutschen überhaupt. In den 1960er-Jahren machten sich die Ersten auf über die Alpen ans Mittelmeer, inzwischen kommen jährlich Millionen. Auch zum Golfen.
Die Nähe zum Meer haben sie alle gemeinsam, die Golfplätze an der oberen Adria. Mein persönlicher Favorit ist die 18-Loch-Anlage Golf Pra’ delle Torri, knapp sieben Kilometer von Caorle und 55 Kilometer von Venedig entfernt. Die Anlage gehört dank der malerischen Landschaft zu den schönsten Golfplätzen Norditaliens. Gespielt werden kann im Sommer bei einer leichten erfrischenden Brise wie im Winter bei milden Temperaturen. Der Platz bietet zwei komplett verschiedene Facetten. Die ersten neun Löcher, entworfen von Lucio Piccoli, verlaufen entlang des Meeres und verlangen daher viel Präzision und Taktik, die zweiten neun Löcher von Designer Marco Croze sind eingebettet in eine große Parkanlage mit altem Baumbestand. Wunderbar. Aber genauso knifflig.
Zum Übernachten gibt es viele Möglichkeiten – vom Campingplatz bis zum Sterne-Hotel. Im Herbst und Winter steigt man am besten im International Beach Hotel in Caorle ab. Ein Familienbetrieb, der ganzjährig geöffnet hat. Der alte Fischerort Caorle ist mit seinen engen Gassen und dem Dom mit seinem schiefen Glockenturm übrigens auch recht sehens- und liebenswert.
Preis: 7 Nächte im DZ Superior mit Frühstück und 5 Greenfees bei eigener Anreise ab circa 600 Euro p. P.
Barnbougle in Tasmanien
von Mark Horyna, Stuttgart.
Zugegeben, so richtig nahe ist die Insel südlich von Melbourne nicht. Doch wer als Golfer, dem europäischen Winter fliehend, nach Tasmanien reist, wird nicht enttäuscht. Schließlich gibt es im Norden der Insel, unweit der verschlafenen Kleinstadt Bridport, das legendäre Barnbougle, eines der vielleicht spannendsten Golfresorts der Welt.
Auf einem atemberaubenden Küstensteifen ließ der ehemalige Landwirt Richard Sattler im Jahre 2004 von Renaissance Man Tom Doak einen durch die Dünen mäandernden Linksplatz der Superlative bauen und holte – da der erste Platz einschlug wie eine Bombe – nur wenige Jahre später das Architektenduo Coore & Crenshaw, um einen zweiten zu gestalten. Die beiden fanden gleich 20 Löcher und bauten sie auch. Beide Plätze sind inzwischen in fast jeder internationalen Top-100 zu finden und haben – zusammen mit einem spektakulären neuen Kurzplatz – die wald- und regenreiche Insel in den Fokus internationaler Golftouristen gehoben. Naturerleben und Spielvergnügen stehen in Barnbougle im Vordergrund. Weite, einladende Fairways lassen auch mal einen ungenauen Abschlag zu. Hier kommt es eher auf den Schlag in die stark ondulierten Grüns an und natürlich auf das Geschick beim Putten.
Preis: Die Anreise ist nicht ganz preiswert. Dafür sind aber die Greenfees für Plätze dieser Provenienz unglaublich günstig. In der Hauptsaison bezahlt man nicht einmal 100 australische Dollar.
Belek an der türkischen Riviera
von Lukas Medek, Saalfelden.
Gerade in der Nebensaison lockt die Tourismushochburg Belek – an der Südküste der Türkischen Riviera und etwa dreißig Kilometer von Antalya entfernt – Jahr für Jahr zahlreiche Golfspieler an. Da in den Herbst- und Frühjahrsmonaten die Badegäste temperaturbedingt ausbleiben, ist dies die beste Zeit, um dort für verhältnismäßig kleines Geld großes Golf zu erleben. Auch mich verschlägt es praktisch im Zwei-Jahres-Rhythmus an die Mittelmeerküste, um gemeinsam mit meinen Golf-Buddys mein Spiel für die folgende Saison zu schärfen. Was uns immer wieder zurückkehren lässt: die All-inclusive-Angebote der unzähligen Luxus-Hotels direkt am Strand, die hohe Anzahl (mittlerweile 15) an großartig gepflegten und designten Plätzen und die kurzen Wege zu den Golfclubs. Alle Plätze sind binnen weniger Minuten bequem mit dem Auto oder Shuttle zu erreichen. Mein persönliches Highlight: der malerische Parkland-Kurs Robinson Nobilis.
Preis: 7 Nächte All-inclusive plus 4 Greenfees sowie Flug von Wien (SunExpress) und Flughafentransfer ab circa 1.400 Euro p.P.
Der Wild Atlantic Way in Irland
von Michael F. Basche, Hamburg.
Gischtender Wellenschlag, spektakuläre Felsformationen, malerische Strände, pittoreske Küstenorte – und Weltklasse-Linkskurse wie die sprichwörtlichen Perlen auf der Kette: Das ist der Wild Atlantic Way (WAW) in Irlands Westen, der von Inishowen im Norden über mehr als 2.500 Kilometer bis Kinsale im Süden führt. Dank des Golfstroms herrscht zu allen Jahreszeiten ein mildes Klima. Dieser Tipp „entert“ den WAW im County Sligo, wo mit dem gleichnamigen Golfclub in Rosses Point und mit dem Strandhill Golf Club zwei Parcours zu entdecken sind, deren Bahnenfolgen zwischendrin beinahe maritime Mystik vermitteln.
Ganz anders der Enniscrone Golf Club an der Grenze zum County Mayo sowie die Carne Golf Links auf der Halbinsel An Muirthead mit ihrem Hinweis „Golf am Rand der Welt“. Hier taucht der Golfpilger förmlich in Labyrinthe turmhoher Dünen ein, verliert sich buchstäblich spielend in der Kulisse. Der ideale Ausgangspunkt für die „Schatzsuche“ in diesem Abschnitt des Wild Atlantic Way ist Mount Falcon Estate in Ballina (County Mayo), ein idyllisches Hotel-Anwesen mit historischen Hallen und exquisiter Küche. Für Tee Times und andere Arrangements ist das Reiseportal Northandwestcoastlinks.com zu empfehlen.
Verdura Resort an der Südküste Siziliens
von Timo Schlitz, München.
Im deutschen Spätherbst ist es nicht ganz so einfach, ein halbwegs gut erreichbares Ziel zum Golfen zu finden. Meine Empfehlung: im modern gestalteten Verdura Resort mit seinen zwei extrem guten Plätzen absteigen. Im Resort bewegt man sich überwiegend mit bereitgestellten Fahrrädern, auf denen man nach der Runde unbedingt zum äußerst luxuriös gehaltenen Hamam und zu den angeschlossenen Outdoor-Pools fahren sollte. Richtig gut ist zudem das großartige Frühstück mit perfektem Kaffee vom Barista. Ist aber auch nachvollziehbar, schließlich ist man in Bella Italia. Für ein authentisches und bezahlbares Abendessen kann man in die umliegenden Dörfer fahren und frischen Fisch und die obligatorische Pasta genießen.
Aber zurück zum Golf, denn das hat es in Verdura in sich: Die zwei Plätze des zur Rocco-Forte-Gruppe zählenden Resorts wurden bei einer Flutkatastrophe im Herbst 2018 ordentlich in Mitleidenschaft gezogen: 14 Löcher und ein Teil der Hotelanlage waren beschädigt worden. Doch Platzarchitekt Kyle Phillips machte das Beste aus dem Drama und unterzog die beiden Plätze einem umfassenden Redesign. Das Ergebnis? Sensationell! Kleiner Tipp: Das Wetter ist bis in die ersten beiden Novemberwochen oft noch richtig gut, danach schließt Verdura bis Mitte März.
Preis: 7 Nächte im DZ mit Frühstück und 5 Greenfees sowie Flug von Memmingen (Ryanair) und Mietwagen von Catania ab circa 1.600 Euro p.P.
Golf, Strände und Sonne in Andalusien
von Martin Angerer, Wien.
Das sonnige Klima, welches den Süden Spaniens das ganze Jahr über wohlig wärmt, macht die Region zwischen Málaga und Cádiz zum idealen Reiseziel. Nirgendwo anders in Europa ist die Dichte an Golfplätzen pro Quadratmeter größer. Olivenbäume, Korkeichen und Palmen bilden die Landschaft einer abwechslungsreichen Natur. Meer und Gebirge scheinen allerorts zum Greifen nahe. Klima und Landschaft haben dazu geführt, dass sich der Golftourismus hier als eigenständiger Zweig etablieren konnte. Hier, wo 1997 der legendäre Ryder Cup von Sotogrande ausgetragen wurde, befinden sich einige der besten Golfplätze Spaniens. Dazu zählen La Hacienda Alcaidesa Links, der Benalup Hotel Golf & Country Club, der La Cañada Golf Club, der Campano Golf Club, Valderrama, der Real Club de Golf Sotogrande, der San Roque Club oder der Golf Club Novo Sancti Petri. Hoteliers wissen um die Ansprüche ihrer golfenden Gäste und scheuen keine Mühen, den Aufenthalt so reibungslos wie möglich zu gestalten.
Neben dem Spiel gibt es aber auch ausreichend Gelegenheiten, die vielfältigen Vorzüge Andalusiens zu erleben. Es lohnt sich, umliegende Ortschaften und Strände zu erkunden und sich an der weltweit renommierten, schmackhaften Gastronomie des Mittelmeers zu erfreuen. Mein Tipp: Sal Verde, die neue Strandbar und das neue Restaurant des La Hacienda Alcaidesa Links Golf Resort, bietet ein unvergessliches gastronomisches Erlebnis. Küchenchef Manuel Berganza wurde mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet und hat ein kreatives Menü entworfen, 19 das fast ausschließlich auf andalusischen Produkten basiert. Ein weiteres Highlight sind die Cocktails von „Head Mixologist“ Luca Anastasio. Dringende Empfehlung: Spicy Moscow Mule & Señorita Margarita.