Thomas Reiter im Interview: „Es geht immer besser.“

Eine Business-Success-Story der besonderen Art: 1988 startete der Wiener WU-Student Thomas Reiter sein eigenes Unternehmen, 1994 seine eigene Marke und 33 Jahre später zählt er mit Golf Tech zu den führenden Golfausstattern weltweit. BIG MAX ist nach 25 Jahren europäischer Marktführer im Bag- und Trolley-Bereich und international als Mega-Golf-Brand in jedem Golf-Land erhältlich. Wie macht das Thomas Reiter? Perfect Eagle fragte nach.

Interview von Thomas May

Perfect Eagle: Lieber Herr Reiter, wie waren die Anfänge von Golf Tech und BIG MAX? Wie kam ein WU-Student darauf, ins Golfbusiness einzusteigen?

Thomas Reiter: Ich wollte neben dem Studium etwas tun. Damals mit der Grundidee Surfen, da ich begeisterter Windsurfer war. Nach Studienende kam ein Freund von Hawaii mit einem Surfboard der damals bekannten Marke Hi-Tech zurück und daraus entstand der Name GolfTech. Surfen war zwar in Österreich populär zu der Zeit, die große Vision habe ich darin aber nicht gesehen. Bei Golf, wo ich gerade meine ersten Versuche machte, spürte ich jedoch Potenzial und Trend

1988 war Golf in Österreich noch in den Kinderschuhen. Hier habe ich meine Chance gesehen und innovative Golfanalyse-Geräte, die es 35 Jahre danach auch noch gibt, zu importieren: Shot-Analyzer aus Japan. Danach tauchte ich in den Golfmarkt und habe Golfplätze ausgestattet, aus Deutschland importierte ich Fahnenstangen, Abschlagmatten oder Drivingrange-Bälle. Das waren damals etwa 20 österreichische Golfplätze. 

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Die Nachfrage im Golfsport stieg mit der Zeit. Ich habe dann gesehen, dass sich der Golfmarkt nach oben entwickelt. Wichtig war es zu wissen, wo es das gibt, wonach gefragt wird. Es war relativ einfach, die Dinge da zu verkaufen, man musste sie nur besorgen. Meine erste Tätigkeit war zu wissen, wo es was gibt, was ein anderer braucht. Ich bin relativ rasch nach Amerika und England auf Messen gefahren und habe Equipment für Golfspieler und auch -plätze gesucht.

Um das Geschäft nachhaltiger zu gestalten, suchte ich nach Firmen, die ich vertreten konnte. Über den Handel hinaus. Meine größte Vertretung damals war Adidas-Golf: Ich habe die Marke im Golfbereich in Österreich eingeführt und weiterentwickelt und war der letzte Adidas-Golfimporteur in Europa, den es gab, bis Adidas es selbst übernommen hat. Das haben Firmen generell so gemacht, wenn sich die Vertretung gut entwickelt. Doch blieb man immer von Lieferanten und Marken abhängig. Deshalb habe ich 1994 meine eigene Marke gegründet. 

Mein Sohn Maximilian wurde damals geboren. Nach seiner Geburt bin ich nach Taiwan in eine Fabrik gefahren, mit der ich schon länger zusammengearbeitet hatte, und gründete meine eigene Marke: BIG MAX. Daher, da mein Sohn bei seiner Geburt relativ schwer war und ich nicht in Konflikt mit Maxfli kommen wollte. Spezialisiert habe ich mich auf den Golf-Trolley-Bereich. Im Ziehwagenbereich bedienten wir eine Nische und konnten uns gut entwickeln. Mit BIG MAX haben wir den Markt in kurzer Zeit verändert, indem wir den Ziehwagen zum Schiebwagen gemacht haben. Mit dem Anbauen des dritten Rads vorne haben wir die Art, das Golfbag zu bewegen, revolutioniert.

„IN EINEM BIG-MAX-PRODUKT IST IMMER BIG MAX DRINNEN.“

Thomas Reiter

Was zeichnet eine so einzigartige Business-Success-Story aus? 

Hartnäckigkeit. Es kommt selten ein Kunde auf einen zu und sagt, dass er etwas unbedingt braucht. Außer es ist etwas, was niemand anderer hat. Und natürlich gleichbleibende Qualität, Konstanz und sich selbst treu zu bleiben. In Märkten wie etwa England kam immer wieder die Nachfrage nach günstigen und abgespeckten Produkten und tieferen Preisen. Das habe ich immer verweigert. In einem BIG-MAX-Produkt ist immer BIG MAX drinnen. Viele Händler haben den Anspruch, ein Produkt, das normalerweise 400 Euro kostet, dann für 200 Euro zu verkaufen. Wir sagen, wenn es 400 Euro kostet, dann muss es das auch wert sein. Für den Mehrwert  sind wir mit Innovation und Qualität verantwortlich. 

Sie haben das Ohr immer am Endkunden?

Wir kriegen viele Briefe und E-Mails von Kunden, die wir sehr ernst nehmen, und diskutieren dann auch, welche Ideen wir aufnehmen und für die Produktentwicklung umsetzen können. Jedoch dauert dieser Prozess etwa zwei bis drei Jahre. Wenn man unsere Produkte betrachtet, sieht man, dass wir diese jährlich weiter verbessern – in kleineren oder größeren Varianten.

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Wie sichern Sie in Ihrem Unternehmen die hohe Innovationsfähigkeit und -bereitschaft?

Nie zufrieden zu sein. Das ist der Weg. Es liegt wahrscheinlich in den Genen vieler Mitteleuropäer, speziell, sag ich mal, bei den Österreichern und den Deutschen. Wir streben nach Perfektion und besseren Dingen, sich stetig weiterzuentwickeln. Wenn man zufrieden ist, dann ist es irgendwann einmal vorbei. Es geht immer besser. Ich versuche es so vorzuleben. Erstens, nie zufrieden zu sein, und zweitens, immer den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Und das spüren wir auch in unseren E-Mails und Anrufen, die wir bekommen. Ich freue mich über jedes einzelne positive Feedback und fühle mich bestätigt, auch wenn mir selbst das Loben nicht leichtfällt. In Kärnten gibt‘s einen Spruch: „Net geschumpfen ist genügend Lob.“ 

Wie schaffen Sie es, der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein?

Um ehrlich zu sein, schau ich nicht auf den Mitbewerb, sondern ich gehe meinen Weg. Wenn ich woanders Inspiration und Innovation suche, dann ist es in anderen Industrien. Das ist auch der Grund, warum wir zum Beispiel im Kinderwagenbereich aktiv sind. Ich war schon vor 20 Jahren auf Kinderwagen-Messen, um zu sehen, wie Kinderwagenhersteller arbeiten – etwa mit Modellen, Stoffen, Farben. Oder auch die Möbel- und Automobilindustrie. 


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Welchen Stellenwert hat für Sie das E-Commerce-Geschäft?

Hier leben wir in zwei Welten. In den USA verkaufen wir vermehrt online auf unserer eigenen Webseite, im Gegensatz zum Rest der Welt. Der amerikanische Einzelhandel hat sich in letzten fünf Jahren extrem schnell verändert und so sind uns unsere besten Kunden wie Golfsmith durch Insolvenzen oder Übernahmen abhandengekommen. Dennoch ist unser Einzelhandelsanteil mit circa 70% relativ hoch, unsere größten Kunden sind Dick’s, PGA Superstore und Golf Galaxy. Den Rest verkaufen wir online auf unserer US-Webseite. Speziell in Europa, wo wir im Einzelhandel traditionell sehr große Marktanteile haben und sowohl online als auch stationär mit allen großen Händlern eng zusammenarbeiten, sehen wir unsere Webseite eher als Kundenservice, wo wir Dinge verkaufen, die der Kunde woanders nicht so leicht findet, bzw. lösen wir teilweise auch Reklamationen direkt, um dem Konsumenten maximalen und schnellen Support zu bieten. Wir arbeiten gerade auch an einer digitalen Plattform, bei der der Händler für den Kunden online unverzüglich eine Reklamation bearbeiten kann und nicht auf ein Feedback von uns warten muss. Automatisiertes und optimiertes Kundenservice, ohne große Rückfragen, da geht es meiner Meinung nach hin. Wer schnell hilft, hilft doppelt …. Und da sind die Marken aufgerufen, den Einzelhandel oder den Konsumenten direkt und schnell zu unterstützen.

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Lukas Medek
Lukas Medek
Lukas Medek ist naturverbundener scratch Golfer, Experte für digitale Medien und als waschechter Pinzgauer unser Mann im Westen Österreichs.

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