Ästheten müssen jetzt stark sein: Dickbauchige Mallet-Putter liegen im Trend! Nicht, weil sie so schön sind, sondern dank ihrer im Vergleich zum Blade einfacheren Spielbarkeit und der Fehlertoleranz.
Gibt es einen schöneren Putter als das Modell „Newport 2“ von Scotty Cameron? Tiger Woods gewann mit diesem äußerst klassischen Putter 14 seiner 15 Major-Titel (1997 holte er das Green Jacket mit einem Scotty Cameron „Newport TeI3“, ebenfalls eine klassische Blade-Variante). Aber ebenso wie Woods nicht mehr die Tour dominiert, so verschwindet auch mehr und mehr der Blade-Putter aus den Bags der Profis – und damit auch aus dem Gedächtnis der Amateure.
Schuld daran dürfte vor allem das MOI sein. Die Abkürzung steht für „Moment of Inertia“ und beschreibt das Trägheitsmoment des Schlägerkopfs. Ist es vergleichsweise hoch, verdreht sich der Schlägerkopf im Treffmoment mit dem Ball weniger leicht. Gerade beim Putten, wo schon ein winziges Öffnen oder Schließen mit den Handgelenken zu ein paar Grad Verdrehung führt, ist der Ausgleich durch ein hohes MOI ein Segen. Wenige Grad mögen nicht nach viel klingen, entscheiden aber, ob der Ball im Loch landet oder an der Kante vorbeirollt.
Außerdem ist die Ausrichtung auf das Ziel einfacher, da der Putterkopf eines Mallets insgesamt voluminöser als beim Blade ist. Meist helfen längere Linien oder Kreise, um die Schrift auf dem Ball in Richtung Loch zu verlängern. Zahlreiche Profis zeichnen hierfür eine zusätzliche Linie auf ihren Ball (oder nutzen eine bereits vom Hersteller aufgedruckte). In Summe wird es meist einfacher, diesen Pfad dann mit einer geraden Putt-Bewegung nachzuspielen.
Die Mallet-Modelle sind dabei meistens „Face balanced“, also so ausbalanciert, dass die Gewichtsverteilung zwischen Spitze und Ferse gleich ist. Erkennbar ist das hieran: Beim Balancieren des Putters auf der Fingerspitze zeigt die Schlagfläche horizontal nach oben.
Ein „Face balanced“-Modell ist besonders geeignet bei einem geraden Ausholen und einer anschließend geraden Bewegung durch den Ball. Es gibt mittlerweile aber auch ein paar Modelle, die für rotierende Putt-Bewegungen geeignet sind („Bogenschwinger“). Mit dieser Bewegung kann man aber auch gut einen Blade-Putter spielen.
Mallet macht Marktanteile
Was feststeht: Beim Match Mallet vs. Blade führt mittlerweile Ersterer. Und zwar deutlich. Das liegt einerseits an den führenden Herstellern, die immer mehr Mallets auf das Verkaufs-Tee legen, also auch am Training.
„Golflehrer, aber auch Trainingshilfen haben ihre Schülerinnen und Schüler von dem bogenförmigen Stil zu einer Gerade-zurück- und Gerade-Hindurch-Bewegung gebracht. Das funktioniert besser mit einem Mallet“,
erklärt beispielsweise Nick Sherburne von Club Champion.
Der Gründer des Unternehmens mit rund 150 Fitting-Stationen in den USA berichtete im Spätsommer 2020, dass sich Mallet-Modelle deutlich besser verkaufen würden und auch Fittings mehr als doppelt so oft mit einem Mallet-Putter durchgeführt werden.
Auch auf den professionellen Touren ist das Abdriften vom klassischen Design auf den Grüns immer stärker sichtbar. US-Hersteller TaylorMade gibt an, dass sein Modell „Spider“ das meistgespielte auf der US-Tour sei. Rory Mcllroy, Dustin Johnson, Collin Morikawa und Jon Rahm sind nur einige der Vertragsspieler, die mit dem gut erkennbaren Modell (ziemlich voluminös) unterwegs sind.
Eine interessante Untersuchung brachte 2020 golf.com heraus. Sie zeigte, dass in der Tour-Kategorie „Strokes Gained“ rund 60 Prozent der Spieler mit einem Mallet-Putter unterwegs waren. Zudem wurden bei den Blade-Spielern noch einige Mischformen gezählt, also Putter, die nicht zu den klassischen Blade-Varianten zählen, da sie ebenfalls mit speziellen Gewichtsverteilungen für ein erhöhtes MOI sorgen.
Wie auch immer die Zukunft auf den Grüns aussieht: Der bekannte Spruch „drive for show, putt for dough“ (in etwa: Der Abschlag ist für die Show, der Putt für die Kohle) wird auch in Zukunft gelten. Und Fans des klassischen Blade-Putters wird es wohl immer geben. Einer zahlte bei einer Auktion im vergangenen Jahr immerhin stolze 154.928 US-Dollar für eine 2001er-Backup-Version des Woods-Modells „Newport 2“. Ob er ihn jemals selber spielen wird, ist allerdings eine andere Frage.
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