Musikfest im Golfparadies: das 43. Jazzfestival Saalfelden

In Saalfelden trifft eine wildromantische Bergkulisse auf einige der schönsten Golfplätze im SalzburgerLand und ein international renommiertes Jazzfestival.

Berge, schöne Golfplätze, Seen und wunderschöne Almen gibt es auch anderswo. Genauso nette Menschen, gutes Essen und traumhaftes Wetter. Warum also, auf der Suche nach feinen Klängen, nicht das Wochenende im August lieber in einer Stadt verbringen? Immerhin gelten die Metropolen gemeinhin als Hotspots für Kunst und Kultur. „Weil die anderen auch alle hier sind: in Saalfelden“, erzählte mir eine langjährige Besucherin des Jazzfestivals Saalfelden. „Die weltweite Fangemeinde der improvisierten Musik, der Speerspitzen des zeitgenössischen Jazz, sind alle hier, in Saalfelden.“

Dort wo vor über 40 Jahren ein paar enthusiastische Musikfreunde ein Festival aus der Taufe hoben, ist mittlerweile seit vielen Jahren mit dem Jazzfestival Saalfelden das wichtigste internationale Jazzfestival des SalzburgerLandes beheimatet. Und es lebt neben all der Musik eben auch von der Kulisse, der Natur, die einem an jeder Ecke ins Auge springt, von der Intimität der kleinen Orte und zugleich der Weltoffenheit der internationalen Musikergemeinde.

In den letzten Jahren hat sich dies Struktur des Festivals konstant weiteretwickelt. Neben den Hauptbühnen gibt es mehrere Gratisbühnen, neue Orte und eine alte Fabrikhalle, die das Gefühl von Urbanität fühlen lässt. Das Publikum hat sich verändert, ist gewachsen, jünger geworden, ohne die älteren Fans zu verlieren. Rund 20.000 Konzertbesuche sind Rekord. Die Besucher sind offen und neugierig und waren auch nicht zu stoppen, wenn viel zu früh der Wecker klingelte. Etwa, um eines der beliebten Almkonzerte zu erleben, obwohl erst nachts um 04.00 Uhr die allabendliche Session endete.

Das Saalfeldener Festival ist ein Komplettpaket: ob die seligen Camper vor wunderschöner Kulisse am Ritzensee, die vielfältigen Klänge von Konzerten und spontane musikalische Begegnungen, die den Ort am Fuße des Steinernen Meers zum Schwingen brachten, oder gar die persönlichen Begegnungen mit geplanten oder spontanen Wegbegleitern während des Festivals, mit denen die vielfältigen Entdeckungen geteilt wurden. Und zu entdecken gab es viel:

Schon der Auftakt am Donnerstag demonstrierte die immense Spannbreite des Programms. So wurde beispielsweise der Stadtpark in Saalfelden gleich zu Beginn durch die österreichische Band Orges & The Ockus-Rockus Band, mit Saxophonist Andrej Prozorov und Keyboarder Benny Omerzell, dank ihres „Balkanbilly“ – eine wilde Mischung aus Rock, Reggae, Blues, Swing, Gipsy, Country und der albanischen „muzika popullore“- zum musikalischen Schmelztiegel. Später loteten die Musikerinnen des Stockholmer Trios Ullén/Bergman/Lund im Rahmen der Short Cuts Konzerte Klangräume von sanfter Tonmalerei bis hin zu kollektivem Krach aus und das Kölner Trio Malstrom schien dem industriellen Anreiz der mittlerweile fest etablierten Spielstätte Otto-Gruberhalle zu huldigen.

Der Beginn des Freitags stand mit Mojo Incorporation im Zeichen des musikalischen Brückenschlags zu den Sixties und Seventies – kulinarisch von einem Frühstücksbuffet begleitet – gefolgt von erstmaligen Formationen, wie dem Duo Myra Melford am Klavier und Hamid Drake am Schlagwerk ebenso wie von festen Bands wie dem Tesserae Trio um den deutschen Schlagzeuger Tilo Weber, den österreichischen Pianisten Elias Stemeseder und den in Saalfelden vom letzten Jahr gut bekannten schwedischen Bassisten Petter Eldh. Sie wurden im zweiten Set vom Musikkritiker Henning Bolte begleitet, der seine Hörerfahrungen synchron in visuelle Kunstwerke auf dem Papier gleich mehrfach während des Festivals umsetzte.

Die Bühne der Mainstage im Congresszentrum gehörte zum offiziellen Eröffnungskonzert dem preisgekrönten österreichischen Musiker Lukas König. Er lud sich die in Belgien ansässige Bassistin Farida Amadou sowie die Amerikaner Pat Thomas an den Tasten und Electronics und Luke Stewart am Bass ein und bewies erneut musikalische Vielseitigkeit.

Die City Tracks im Stadtpark waren kostenlos zugänglich und richteten sich deutlich an ein größeres Publikum. Hier dominierten eingängigere Melodien, klassische Pop-Rhythmen und bekannte Namen aus den aktuellen FM4-Charts. Viele davon gar aus Österreich. Etwa die drei Damen der Dives, HipHop-Queen Yasmo samt ihrer Klangkantine, Bibiza, Sálo, die Leftovers oder Moreland. Persönliches Highlight und Entdeckung des Festivals: die erst 20-jährige Singer-Songwritering Uche Yara. Die charismatische Oberösterreicherin spielte bereits mit den Legenden von Bilderbuch, beherrscht die Saiten ihrer Gibson-Gitarre als wäre es das natürlichste der Welt und soliert verzerrt, virtuos und voller Körpereinsatz – passend zur Exzellenz ihrer Band, allesamt (weit) unter 30 und gleichsam brillant an ihren Instrumenten.

Die Shortcuts brachten mit musikalischen Konstellationen wie Ruth Goller & Training und Cosmic Brothers, Dōjō & Eivind Aarset oder auch Stellar Stutter unterschiedliche Grooves, Beats und Sounds ins Nexus. Als Artist in Residence entlockte die japanische Künstlerin Michiyo Yagi in den verschiedensten Projekten ihrer seltenen Koto ungewöhnliche Klänge. „Es war eine der größten Ehren meines Lebens, hier in Saalfelden Artist in Residence gewesen zu sein“, so die Künstlerin kurz vor ihrem letzten Konzert im Rahmen des Festivals. Als weiterer Artist in Residence konnte Andreas Schaerer beweisen, dass seine stimmliche Akrobatik außergewöhnlich ist und präsentierte mit seinem Trio Schaerer/Kalima/Lefebvre auch gleich die Premiere seiner im September erscheinenden CD.

Vier Tage, 13 Spielstätten, gut 60 Konzerte und zig Flashmobs unter anderem mit Klarinettist Pepe Auer fanden mit der Spritual Unity Session unter der Leitung des österreichischen Bassisten und Komponisten Lukas Kranzelbinder ihren Ausklang und ließen die Nimmermüden auch nach dem Abschlusskonzert vom Dave Douglas New Quintet ins Nexus strömen. Es wundert nicht, dass hier die Nacht zum Tag wurde, da allen schon der Abschied ins Haus stand und doch niemand gehen wollte.

Bereits jetzt steht fest: Das nächste, dann 44. Jazzfestival Saalfelden wird von 22. bis 25. August 2024 einmal mehr Kenner:innen und Genießer:innen aus Nah und Fern auf musikalische Entdeckungsreisen schicken!

Zahlen und Fakten Jazzfestival Saalfelden 2023

  • Über 20.000 Konzertbesuche
  • 60 Konzerte (davon mehr als die Hälfte kostenlos)
  • 13 Spielstätten
  • 98% Auslastung auf der Mainstage. Rekordergebnis!
  • Die Shortcuts und Wanderungen waren restlos ausverkauft.
  • Budget: 830.000 Euro
  • Rund 180 Journalist:innen und Veranstalter:innen
  • 150 Mitarbeiter:innen
  • 176 Künstler:innen aus 14 Ländern und 5 Kontinenten
Martin Angerer
Martin Angerer
Martin Angerer ist Chefredakteur bei Perfect Eagle Golf & Head of Digital Media.

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