Der Golfer will nicht alleine sein. Er sehnt sich nach einer Community. Er will ein Teil von etwas sein. Eine alleine gespielte Runde hat für die meisten nur den halben Reiz. Ein Hole-in-one ohne Zeugen gilt für viele, als wäre es überhaupt nicht gespielt worden. Virtuelle Clubhäuser können helfen.
Konservative Traditionalisten beklagen es natürlich schon lange. Herkömmliche Organisationsformen des Golfspiels leiden an der neuen Zeit. Heutige Golfer tun sich schwer, wie früher üblich, sich auf Lebenszeit an einen Club zu binden. Wenn wundert das? Mobilität und Beweglichkeit scheinen Gradmesser des modernen Menschen geworden zu sein. Wer länger an einem Ort weilt, wer vielleicht sogar in seiner angestammten Heimatstadt bleibt, gilt nicht selten als hinterwäldlerisch, unflexibel und bieder.
Wer was gelten will, muss raus. Für die Karriere, aber auch für die Persönlichkeit. Da passen Clubs mit hohen Eintrittsgebühren und merkwürdigen Komitees, die vielleicht willkürlich über die Aufnahme entscheiden, nicht mehr so recht ins Bild der Zeit. Außerdem, wer will oder kann schon Einlagen in fünfstelliger Höhe bezahlen, wenn er davon ausgehen muss, in wenigen Jahren eventuell auf der anderen Seite der Welt zu leben oder das Interesse an Golf für eine attraktivere Freizeitoption verloren zu haben?
So bilden sich in Zeiten des Pay & Play, der Mittwochsmitgliedschaften und der Schnuppermemberships neuartige Gemeinschaften. Die sozialen Medien machen es möglich. Wer heute nach Gleichgesinnten sucht, muss nicht mehr und manchmal vergebens hoffen, vielleicht mal jemanden im Club zu finden, der zum Beispiel die eigene Schwäche für ferne, sturmumtoste Dünenplätze teilt. Wer gerne linkshändig oder Hickory spielt, Originale aus der Persimmon-Zeit in der Tasche hat, Carts hasst, aber JuCads liebt, sein Bag nur auf einer Schulter trägt und das auch noch für mitteilenswert hält, muss nicht alleine bleiben. Für all diese Interessen gibt es im weltumspannenden Netz-Gruppen, Communitys und Societies. Bei Facebook zum Beispiel gibt es Gruppen für Single-Golfer, Golf-Nutter, Linkslover und Linkshänder. Alpengolfer tummeln sich hier, Hickory-fans und Persimmon-Freunde.
Viele dieser Gruppen entstehen spontan und ohne offensichtliche monetäre Interessen. Manche fangen als private Verbindungen gleichgesinnter Wochenendhacker an. Sie sind quirky und humorvoll, oft geistreich und witzig und wachsen manchmal bald auf zehntausende Follower an, plötzlich mit Merchandise, Logos, Deals und Shops ausgestattet. Nicht selten sind sie unterhaltsame Anhängsel anderer Medienoutlets und oft auf den ersten Blick als solche nicht zu erkennen. Guerilla-Marketing vom Feinsten.
Einige dieser Gruppen sind auch von all dem ein bisschen und – wie so vieles in der Netzwelt – mit herkömmlichen Begriffen nicht richtig dingfest zu machen. Oft spürt man den Wunsch, sich von den etablierten Medien der Golfwelt abzugrenzen. Sie sind eine Art Vorhut des neuen Golfs, eine als „Neo-Renaissance“ bekannt gewordene Bewegung, die alte Werte und Tugenden des Spiels hochhält und trotzdem in ein modernes, entspanntes Outfit packt.
Sie feiern Tom-Doak-Designs und obskure japanische Schlägermarken. Es sind Golfer, die sich um Markenklamotten der Großindustrie wenig kümmern und nachhaltig denken. Viele haben eine tiefempfundene Verbindung zu den Traditionen, kennen und schätzen die alten Meister der Platzarchitektur und glauben an die heilende Kraft des Spiels. Andere wollen einfach nur Spaß haben. Gemein ist allen, dass sie zur intensiven Interaktion auffordern, Inklusion fördern und eine „Golf ist für jeden da“-Philosophie vertreten.
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