Die Umweltministerien von Baden-Württemberg, Bayern und Hessen setzen durch das Projekt Lebensraum Golfplatz verstärkt auf Artenvielfalt auf Golfanlagen.
„Golfanlagen sind nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung“, sagte Dr. Andre Baumann beim Start des Projektes Lebensraum Golfplatz. Der Staatssekretär des baden-württembergischen Umweltministeriums verlieh jetzt 32 Golfanlagen der Region Urkunden im Rahmen des baden-württembergischen Projektes Lebensraum Golfplatz. Fast zeitgleich unterzeichnete das hessische Umweltministerium eine Kooperationsvereinbarung, mit dem Ziel, die Artenvielfalt auf den hessischen Golfanlagen zu fördern. Schon 23 Golfanlagen in Hessen haben ihre Teilnahme zugesagt. Und beim Blühpakt Bayern wurden insgesamt 26 Golfanlagen für ihren „blühenden Golfplatz“ auszeichnet. Der deutsche Golfsport meint es ernst mit der Förderung der Artenvielfalt auf Golfanlagen.
„Golfplätze sind für die Förderung der Artenvielfalt besonders geeignet“,
sagt Marc Biber, Abteilungsleiter Umwelt & Platzpflege beim Deutschen Golf Verband (DGV), der das Projekt 2019 gemeinsam mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg und dem Baden-Württembergischen Golfverband (BWGV) ins Leben rief.
„Golfplätze erstrecken sich bundesweit auf rund 48.000 Hektar Fläche, wobei aber nur 40 Prozent davon im Schnitt für die Spielbahnen genutzt werden. Nachdem die anderen 60 Prozent keinerlei „Produktionszwang“ unterliegen, können diese für die Schaffung kleinteiliger Lebensräume genutzt werden.“ Entsprechend ist der Name der Initiative „Lebensraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt“ Programm, mit dem mittel- bis langfristigen Ziel, möglichst in allen Bundesländern Umsetzung zu finden. Dafür setzt sich der DGV im Gesamtvorhaben aktiv ein.
Baden-Württemberg: 32 Lebensraum-Clubs auf Gartenschau ausgezeichnet
Im Rahmen der Eröffnung der Gartenschau in Eppingen am 20. Mai 2022 wurden 32 Golfclubs aus Baden-Württemberg geehrt, die entsprechende Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt umgesetzt haben. Otto Leibfritz, Präsident des Baden-Württembergischen Golfverbandes zeichnete zusammen mit Andre Baumann und Marc Biber die Clubs aus. „Mit der Umsetzung ihrer Biodiversitätsmaßnahmen leisten unsere Golfanlagen einen wertvollen Beitrag zur Schaffung geschützter Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt“, ist Leibfritz stolz auf die Anstrengungen seiner Clubs.
„Unser mit anerkannten Experten besetzter BWGV-Umweltausschuss hat auf jeder ausgezeichneten Anlage die Maßnahmen aus den drei Bereichen Insekten- und Vogelschutz, Schaffung von Lebensräumen und Naturbildung begleitet und geprüft“, hebt Leibfritz die Wertigkeit der Artenvielfalt-Aktionen hervor. Derzeit nehmen 62 der insgesamt 90 Golfanlagen in Baden-Württemberg aktiv an diesem Projekt teil.
Hessen: Startschuss im GC Neuhof mit Umweltministerium
Von den guten Erfahrungen in Baden-Württemberg profitieren möchte der Hessische Golfverband (HGV). Dessen Präsident, Christofer Hattemer, konnte gemeinsam mit Marcus Neumann, Vorstand des DGV, sowie mit Staatssekretär Oliver Conz vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Golfclub Neuhof eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung unterzeichnen. „Wir haben schon vorgearbeitet – und sind seit Herbst 2021 mit unseren Golfanlagen aktiv. Unser Umweltausschuss hat bereits alle 23 teilnehmenden Anlagen besucht und entsprechende Maßnahmen vor Ort abgestimmt,“ berichtet Hattemer vom Projektfortschritt. Staatssekretär Conz hebt die Chancen der Kooperation hervor. „Das Ziel, das uns alle motiviert ist einfach, wertvolle Lebensräume zu schaffen und zu vernetzen. Golf ist mit seinen naturnahen Golfplätzen ein Sport, der die biologische Vielfalt fördern und unterstützen kann – und wir vom hessischen Umweltministerium möchten diese einmalige Chance unbedingt nutzen.“
Gemeinsam wollen HGV, DGV und Umweltministerium die Schaffung naturnaher Lebensräume fördern sowie die vorhandene Artenvielfalt auf Golfanlagen in Hessen sichern und weiter deutlich verbessern. Der Leitgedanke „Lebensraum Golfplatz“ verpflichtet die Kooperationspartner auf das gemeinsame Streben nach mehr Artenvielfalt und das Erreichen eines höheren Stellenwerts der Artenvielfalt innerhalb des Golfsports.
Die Akzeptanz des Projekts ist gleichermaßen hoch, was vor allem an der einfachen Umsetzbarkeit und unbürokratischen Herangehensweise liegt. Egal ob Anlage eines Totholzhaufens, Optimierung von Magerrasenwiesen oder erstklassige Biotoppflege – im Mittelpunkt steht die praktische Beratung der Clubs vor Ort.
Bayern: Blühende Golfplätze
In Bayern, wo die Initiative auch unter „Blühpakt Bayern“ firmiert, wurden 2021 bereits 19 Golfanlagen als „Blühender Golfplatz“ ausgezeichnet. Am 20. Mai wurden in der Golfanlage Zollmühle weitere sieben Clubs von Umweltminister Thorsten Glauber geehrt. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und der Bayerische Golfverband (BGV) haben eine enge Zusammenarbeit vereinbart, mit dem Ziel, die heimischen Insekten besser zu schützen und ihnen neue Lebensräume anzubieten. „Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass der Umweltminister zur Kenntnis genommen hat, dass wir mit unseren Golfanlagen, der Natur und den Ressourcen sorgsam und nachhaltig umgehen“, sagt Arno Malte Uhlig, Präsident des BGV. Der Blühpakt Bayern wurde im Juni 2018 vom Bayerischen Umweltministerium als Antwort auf den Rückgang der Insektenzahl und der Artenvielfalt ins Leben gerufen.
Game-Changer Lebensraum Golfplatz
Lebensraum Golfplatz ist für Claus M. Kobold, Präsident des DGV, schon deshalb ein Teil der Lösung, weil sich „der Golfbereich mit seinen großen Flächen als tragender Partner im Umwelt- und Naturschutz einbringt und damit gesellschaftspolitische Verantwortung zeigt.“ Hinzu käme, dass im Rahmen der Kooperationen immer häufiger auch die Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden gesucht werde, die den hohen Wert der Extensivflächen für den Artenschutz erkannt haben. In Bayern zum Beispiel werden sämtliche Beratungstage von Experten des Landesbundes für Vogelschutz durchgeführt.
Ein Ende der Aktivitäten ist dabei nicht abzusehen. Bereits weitere Landesgolfverbände sind in intensiven Gesprächen mit den Umweltministerien der Länder, um das Projekt Lebensraum Golfplatz möglichst bundesweit umzusetzen.